Montag, 25. August 2014

LESERBRIEFE: Inklusion erzeugt noch mehr Unruhe

Zu dem Kommentar von Herrn Eyermann über die Eingliederung der behinderten Schüler in die Regelschulen möchte ich folgendes sagen: Ich bin grundsätzlich dafür, dass behinderte Kinder die gleichen Bildungsmöglichkeiten erhalten, wie die nicht behinderten Schüler. Das Problem beginnt aber schon bei der Feststellung der Behinderung in nur körperlich oder geistig behinderte Kinder. Für nur körperlich behinderte Kinder sehe ich keine Schwierigkeiten in der Lernfähigkeit. Dadurch wäre die Erreichung des Lernziels in der Grundschule nicht gefährdet, auch nicht für die Kinder aus Migrantenfamilien aus Osteuropa und den islamischen Ländern. Für die Grundschüler mit großen Lernschwierigkeiten eignet sich eine Förderschule mit einer geringen Klassenstärke und mit den dafür pädagogisch ausgebildeten Lehrern am besten. Dort werden diese Kinder je nach der Schwierigkeit der Behinderung gefördert und gefordert, um gute Leistungen zu erzielen und in der Berufswelt ihre Chancen zu nutzen. Die Kinder in den Regelschulen erhalten die Möglichkeit, die Lernziele zu erreichen, um auf weiterführenden Schulen ihr Wissen zu erweitern. In der heutigen Berufswelt erhalten die Kinder nur eine Möglichkeit, den erstrebten Beruf zu erlernen. Eine zweite Chance gibt es nicht. 
Holger Köste 

Natürlich geht es um die beste Lösung für die betroffenen jungen Menschen. Und da ist doch wohl dem empirisch gewachsenen bisherigen Ansatz (auch er ein Kompromiss) unbedingt der Vorzug zu geben gegenüber dem plötzlich zu Norm und Zukunft gewordenen und mit leichter Hand herbeigeführten Experiment Inklusion. Nach liebevoller Betreuung durch engagierte und gut vorbereitete Fachkräfte nun der behördlich geförderte Schubs ins kalte Wasser. Und: Der Begriff Effizienz scheint zur Mode-Vokabel der Auto-Werbung verkümmert zu sein. Als Lehrer fühle ich mich zunächst einmal der großen Mehrheit verantwortlich, den Wünschen und dem Recht meiner Schüler und ihrer Eltern auf optimale Vorbereitung auf das künftige Leben und die Arbeitswelt, die sie erwartet. Schon seit Langem ist auf den Gymnasien ein fatales Anwachsen der Lerngruppen und damit der Schere zwischen den Talenten zu beobachten. Die Folgen kennt man: Frust und Abschalten bei den Cleveren, weil sie unterfordert sind, Frust und Abschalten bei den gar nicht so Cleveren, weil sie überfordert sind. Wer da draußen weiß schon, wie schwierig es ist, solche großen und disparaten Lerneinheiten bei der Stange zu halten. In diese Gemengelage hinein entsteht also jetzt noch mehr Unruhe durch Kinder, die individueller Zuwendung bedürfen, und (bestenfalls) ihre Betreuungspersonen. Wem, um Gottes Willen, soll dadurch gedient sein? 
Hartmut Lehbrink 

Quelle: Kölnische Rundschau vom 25.08.2014

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