Dienstag, 11. November 2014

Intellektuelle "Entschlackung" des G8-Gymnasiums

DÜSSELDORF. Eine Woche nach der Abschlusssitzung des Runden Tisches zur Schulzeitverkürzung in Nordrhein-Westfalen hat das Schulministerium gestern Empfehlungen der Experten veröffentlicht. Der 24 Seiten starke Bericht enthält ein Zehn-Punkte-Programm zur Optimierung des achtjährigen gymnasialen Bildungsgangs. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) möchte noch in diesem Jahr den Landtag mit Leitentscheidungen befassen. Die neuen Regelungen sollen möglichst zum nächsten Schuljahr greifen. Die wichtigsten Punkte:
Ergänzungsstunden
  • Das Ministerium soll klarstellen, dass Ergänzungsstunden der individuellen Förderung dienen und nicht den Unterrichtsumfang erhöhen sollen.
  • Allen Gymnasiasten müssen zwölf - bei Wahl einer dritten Fremdsprache zehn - Ergänzungsstunden angeboten werden. Fünf davon müssen aber nicht von allen Schülern belegt werden. Die nicht verpflichtenden sollen schwächere oder besonders leistungsstarke Jugendliche unterstützen. Dadurch verringert sich die verpflichtende Unterrichtszeit in der Sekundarstufe I (Klassen fünf bis neun) für viele Gymnasiasten von 163 auf 158 Wochenstunden - etwa so wie in den anderen Schulformen.
Hausaufgaben
  • Klarstellung, dass Hausaufgaben individueller Förderung dienen, nicht jedoch den Fachunterricht verlängern oder kompensieren sollen.
  • Die höchstzulässige Hausaufgabenmenge wird reduziert.
  • An Tagen mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht soll es keine Hausaufgaben geben.
  • Hausaufgaben können auch individuell aufgegeben oder erlassen werden - zum Beispiel, wenn einzelne Schüler gerade durch Referate oder Vorbereitung von Klassenarbeiten besonders gefordert sind.
  • Klassenarbeiten
  • Begrenzung auf zwei, im Ausnahmefall höchstens drei Klassenarbeiten pro Woche in der Sekundarstufe I.
  • Keine schriftlichen Übungen an Klassenarbeitstagen.
  • In der gymnasialen Oberstufe soll geprüft werden, ob die Zahl der Klausuren im Regelfall künftig auf zwei begrenzt werden kann.
Fächerbindung
  • In der neunten Klasse müssen derzeit alle natur- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächer unterrichtet werden, um eine Wahlentscheidung für die Oberstufe zu erleichtern. Dadurch ist die zeitliche Belastung hoch und das Fächerspektrum sehr breit. Die Schulkonferenz soll diese Fächerbindung in Klasse 9 aufheben und so eine Entlastung ermöglichen können.
  • Nachmittagsunterricht
  • Die Gesamtmenge an Unterrichtszeit und Hausaufgaben wird begrenzt.
  • Verpflichtender Nachmittagsunterricht an Gymnasien ohne verbindlichen Ganztag in den Klassen 5 bis 7 höchstens einmal pro Woche.
  • Auch in den Klassen 8 und 9 an einem, höchstens an zwei Nachmittagen Unterricht.
  • Dabei dürfen acht Unterrichtsstunden nicht überschritten werden.
  • Nach der Mittagspause in den Klassen 5 bis 7 in der Regel kein Unterricht in Klassenarbeitsfächern.
  • Auch an Ganztagsgymnasien an ein bis zwei Nachmittagen pro Woche kein Pflichtunterricht.
  • Die Schulaufsicht sorgt dafür, dass in Ganztagsschulen Hausaufgaben weitestgehend von Lernzeiten in der Schule abgelöst werden.
Lehrpläne
  • Lehrpläne werden neu überprüft und entschlackt - vor allem in der Sekundarstufe I. (dpa)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen