Dienstag, 23. Juli 2019

Bund will deutschlandweite Standards für das Abitur

Berlin. Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat sich für „einheitliche Standards in den Schulen in allen Bundesländern“ ausgesprochen. Insbesondere hat sie das Abitur im Blick. „Ein Abitur mit länderübergreifend gleichen Prüfungsanforderungen muss in absehbarer Zeit kommen – schon aus Gründen der Gerechtigkeit“, sagte Karliczek unserer Redaktion. Die CDU-Politikerin verwies darauf, dass für den Hochschulzugang vielfach immer noch die Abiturnote entscheidend sei. „Die Anforderungen an alle Abiturienten müssen in Deutschland vergleichbar sein“, sagte sie. Karliczek forderte die Länder auf, „ihre Bemühungen für eine bessere Vergleichbarkeit bei den Bildungsabschlüssen“ zu erhöhen, und begrüßte die von der baden-württembergischen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) begonnene Debatte, die zuerst ein bundesweites Zentralabitur gefordert hatte. Die Kultusminister der Länder reden seit Jahrzehnten über die Gleichwertigkeit von Abiturprüfungen.
Seit 2017 gibt es einen bundesweiten Aufgabenpool für die Abiturprüfungen in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch. Allerdings können die Länder selbst entscheiden, wie viele Aufgaben sie daraus entnehmen, diese noch verändern und unterschiedlich bewerten. „Der Aufgabenpool ist gescheitert“, resümierte Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Er verfährt nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“ Der Aufgabenpool brauche mehr Verbindlichkeit, forderte der Verbandschef. In seinem eigenen Verband sei die Frage nach einem Zentralabitur umstritten, betonte Meidinger. Er warnte aber vor einer Entwertung des Abiturs, wenn nicht bald mehr Verbindlichkeit einziehe. Die Hochschulzulassungen nach Abiturnote seien juristisch anfechtbar, wenn nicht gewährleistet sei, dass für die gleichen Noten auch die gleichen Leistungen erbracht werden müssten. Die Universitäten würden irgendwann eigene Eingangsprüfungen machen.
Verbessert hat sich der Notendurchschnitt deutscher Abiturienten in den letzten Jahren. 2006 beispielsweise lag der Durchschnitt in NRW bei 2,66, in Bayern bei 2,43. 3,8 Prozent der Prüflinge fielen bundesweit 2017 durchs Abitur. Zahlen für 2018 liegen noch nicht vor. 2009 waren es noch 2,4 Prozent. Andererseits erreicht mittlerweile ein Viertel der Abiturienten einen Schnitt mit einer 1 vor dem Komma.

Montag, 15. Juli 2019

Kommentar zum Schreiben nach Gehör - Endlich zurück zur Vernunft!

Kinder brauchen Orientierung. Das gilt für die Erziehung, aber gleichermaßen auch für das Lernen in der Schule. Ohne Regeln einzuüben, ohne verbindliche Leitplanken, an denen sie sich entlang hangeln können, bleibt der Lernerfolg fraglich. Nun soll also in den Grundschulen des Landes die seit vielen Jahren umstrittene Methode „Lesen durch Schreiben“, auch als „Schreiben nach Gehör“ („Ich fare in Färien“) bekannt, abgeschafft werden. Das ist gut so. Und man kann nur sagen endlich. 
Denn letztlich lief die Methode darauf hinaus, dass sich die Kinder durch Versuch und Irrtum die Rechtschreibung selbst beibringen sollten. Entsprechend schlecht waren die Ergebnisse. Jahrelang gab es nicht nur Unverständnis, sondern auch zahllose Proteste aus der Elternschaft, weil viele Schüler im vierten Schuljahr immer noch nicht die deutsche Rechtschreibung ausreichend beherrschten. Um hier wieder Vernunft und gesunden Menschenverstand statt ideologisch geprägter Vorgaben (Kinder sollten in ihrer freien Lernerfahrung nicht beeinträchtigt werden) in die Lehrpläne der Schulen zu bringen, bedurfte es am Ende einer wissenschaftlichen Studie von Bonner Psychologen, die die Leistungen von 3000 Grundschulkindern in NRW verglichen hatten. Schulministerin Yvonne Gebauer hat daraus zu Recht die Konsequenzen gezogen. 
Ab dem neuen Schuljahr wird die Rechtschreibung wieder mit einer modernen Fibel und mit Hilfe des Lehrers als Wissensvermittler, der das Geschriebene auch korrigiert und einübt, gelehrt und kontrolliert. Das hat nichts mit der Rückkehr zu konservativen Lehrmethoden zu tun, sondern mit Alltagserfahrung aus allen Bereichen menschlichen Lebens: Nur systematisches und strukturiertes Training führt zum Ziel.

Schulministerium schafft „Schreiben nach Gehör“ ab

Düsseldorf - Die Landesregierung schafft die Methode „Schreiben nach Gehör“ in Reinform an den Grundschulen ab. Wie aus einem neuen Leitfaden für Lehrer hervorgeht, sollen Schüler künftig auch im ersten Schuljahr schon zum richtigen Schreiben angehalten werden. Im Vorwort des insgesamt 70-seitigen Papiers des Schulministeriums heißt es: „Dies gilt auch für die erste Klasse, denn schon Schreibanfängerinnen und Schreibanfänger brauchen Hinweise auf normgerechte Schreibungen und Anregungen, dem System unserer Orthografie auf die Spur zu kommen, damit sie nicht denken, dass man ‚schreibt wie man spricht“.