Montag, 30. Dezember 2019

Verbrechen an den Kindern? Streit um Quereinsteiger an Schulen

Der Deutsche Lehrerverband hat eine unzureichende Qualifizierung von Quereinsteigern an Schulen scharf kritisiert. Diese sei „ein Verbrechen an den Kindern“, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der „Welt“ (Montag). „Innerhalb von zwei Wochen Uni-Absolventen, die noch nie etwas von Pädagogik und Didaktik gehört haben, per Crashkurs zur Grundschullehrkraft auszubilden, das ist doch absurd.“ Das zeige, wie gering die notwendige Berufsprofessionalität von der Politik geschätzt werde. 
Das Bundesbildungsministerium verwies am Montag auf die Zuständigkeit der 16 Bundesländer. Tatsächlich ist die Lage dort sehr unterschiedlich. In ganz Deutschland gibt es aber einen großen Bedarf an Lehrern. Das Problem dürfte in den kommenden Jahren andauern. Gründe sind unter anderem Pensionierungen, steigende Geburtenzahlen und Zuwanderung. Fachleute sind deswegen überzeugt, dass es ohne berufliche Umsteiger gar nicht gehe: „Auf mittlere Sicht werden wir in einigen Ländern nicht ohne Quereinsteiger auskommen“, sagte der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU), der „Welt“: „Wir sind uns darüber bewusst, dass diese auch entsprechend qualifiziert werden müssen.“ Im kommenden Jahr würden daher alle Länder ihre Bemühungen „weiter verstärken“, Quereinsteiger gezielt fortzubilden und zu qualifizieren. 

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Pisa-Studie: Deutsche Schüler bleiben Mittelmaß - China und Singapur ziehen vorbei

Berlin. Nach 2016 haben Deutschlands Schüler im internationalen Vergleichstest Pisa zum zweiten Mal in Folge Punkte verloren. Sowohl beim Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften haben sich die Werte in der aktuellen Pisa-Studie, die am Dienstag vorgelegt wurde, leicht verschlechtert. 

Was kam für Deutschland konkret raus? 
Im Bereich Lesen erreichten die deutschen Schüler einen Punktwert von 498 (2016: 509), in Mathematik 500 (2016: 506) und in Naturwissenschaften 503 (2016: 509). Zum Vergleich: Die Spitzengruppe mit mehreren chinesischen Regionen und Singapur kam auf Werte zwischen 550 und 590, Länder am Ende der Skala wie die Dominikanische Republik und die Philippinen auf Werte zwischen 325 und 340. Deutschland liegt weiterhin über dem OECD-Durchschnitt. Allerdings ist das keine Leistung, die „mit Glanz und Gloria vollbracht“ wurde, wie Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagt. Deutschland sei auch deshalb überdurchschnittlich, weil der OECD-Durchschnitt gesunken sei. Zudem wurde ein alter Befund erneut bestätigt: Schulerfolg hängt in Deutschland stark von der sozialen Herkunft ab. 

Mitautor der Pisa-Studie im Interview

Interview mit Professor Michael Becker-Mrotzek, Mitautor des aktuellen Pisa-Berichts und Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln.

Bereiten Ihnen die Ergebnisse Sorgen?
Sehr große Sorgen bereitet mir der hohe, gestiegene Anteil leseschwacher 15-Jähriger, die lediglich die unterste Kompetenzstufe erreichen und auf dem Niveau der Grundschule geblieben sind. Am Gymnasien liegt der Anteil bei nur zwei Prozent, aber bei allen anderen Schulformen zusammen bei 29 Prozent. Fast ein Drittel an diesen Schulen kann kaum den Sinn eines Textes erfassen, ist mit diesen Fähigkeiten auch nicht ausbildungsfähig und hat schlechte Chancen auf einen Arbeitsplatz. Da muss unbedingt etwas passieren.

Wie kann es sein, dass Schulen die Kenntnisse nicht schon jetzt vermitteln und so große Schwächen bestehen?
Die Zahlen sagen wenig zu den Ursachen. Lesen und Schreiben lernen gehört zum Kerngeschäft der Schulen. Aber die Herausforderungen sind gestiegen und so ist wohl die Gruppe der lernschwachen Schüler zunehmend aus dem Blick geraten. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie abgehängt werden.

Was muss getan werden, um die Defizite zu beheben?
Die Bundesländer haben seit der Pisa-Studie 2000 viele Maßnahmen zur Leseförderung auf den Weg gebracht, aber vor allem punktuelle wie zum Beispiel Lesepaten. Die Lösung wäre ein systematische, durchgängige, umfassende Förderung der grundlegenden Fertigkeiten der Leseflüssigkeit und Lesekompetenz. Zum Beispiel mit häufigem lauten Lesen in der Klasse. In Köln haben wir zum Beispiel Erfolge mit der koordinierten Alphabetisierung gehabt, bei der Kinder auf Deutsch und Türkisch Lesen und Schreiben gelernt haben. Ein Programm, das 2020 startet, ist die Transferphase der Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“. Die Maßnahmen sollen an 2700 Schulen eingeführt werden. Außerdem muss die Kluft zwischen leistungsstarken und -schwachen Schülern in Deutschland abgebaut werden. Das kommt allen Kindern zugute.

Donnerstag, 21. November 2019

NRW lockt mit Zuschlag für neu eingestellte Lehrer

Düsseldorf - Schulen mit besonders großer Personalnot können Lehrern in Nordrhein-Westfalen künftig Gehaltszuschläge anbieten. Lehrer, die sich für eine solche Schule entscheiden, könnten von 2020 an für zweieinhalb Jahre mit Zuschlägen von monatlich 350 Euro brutto rechnen, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Donnerstag. Ziel sei es, bis zu 1700 Lehrkräfte für Schulen in Regionen mit hohem Bedarf wie etwa im Ruhrgebiet zu gewinnen. Gebauer will damit den verbreiteten Lehrermangel bekämpfen, unter dem Schulen in sozial benachteiligten Vierteln – das sind in NRW etwa 1000 – besonders stark leiden.

Samstag, 16. November 2019

Die Grenzen der Inklusion

Wiehl. „Inklusion“ und „Gemeinsames Lernen“ heißt, dass möglichst viele Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf in einer normalen Regelschule unterkommen. In einem Runderlass hat das NRW-Schulministeriums vor einem Jahr eine entsprechende Neuausrichtung der weiterführenden Schulen angeordnet. In der Praxis erweist sich die Unterbringung der Kinder aber oft als schwierig, wie ein aktueller Fall in Wiehl zeigt. Die Stadt Wiehl nimmt an ihrer Sekundarschule Kinder auf, die Lern- und Entwicklungsstörungen oder Förderbedarf bei Hören und Kommunikation haben. Nicht aber Kinder, die Probleme geistiger oder körperlicher Entwicklung oder mit dem Sehen haben. Dieser Schwerpunkt wurde im Dezember 2018 von der Bezirksregierung gesetzt und von der Stadt akzeptiert.

Mittwoch, 6. November 2019

STUDIERFÄHIGKEIT - Da läuft etwas ganz schief

Eigentlich müsste alles bestens sein: "Absolventen mit allgemeiner Hochschulreife sind mit durchschnittlich 19,4 Jahren ein halbes Jahr jünger als diejenigen des Jahres 2007". Diese Verjüngung geht mit einem statistischen Leistungszuwachs einher: In Hessen z. B. hat sich zwischen 2009 und 2013 der Abiturnotendurchschnitt von 2,46 auf 2,42 verbessert. Zudem ist der Anteil der 1,0-Abiture von 1,2 auf 1,6 Prozent gestiegen. In Nordrhein-Westfalen hat sich die Zahl der Einser-Abiturzeugnisse zwischen 2007 und 2011 sogar verdoppelt. 
Aber gleichzeitig liest man beispielsweise auf der Homepage der TU Dresden: "Aufgrund der sehr großen Nachfrage in den vergangenen Jahren veranstaltet die Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften der TU Dresden auch in diesem Jahr wieder die Brückenkurse für Abiturientinnen und Abiturienten in den Fächern Chemie, Physik und Mathematik. Die Kurse dienen der unmittelbaren Studienvorbereitung für zukünftige Studentinnen und Studenten der Ingenieurwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Naturwissenschaften, Medizinischen Studiengänge und den Studiengängen der Lehrerausbildung. Schwerpunkt wird die Wiederholung und Vertiefung derjenigen Teile des Lehrplanes sein, deren Kenntnis bei Studentinnen und Studenten des ersten Studienjahres vorausgesetzt wird, die aber erfahrungsgemäß die meisten Schwierigkeiten bei der Anwendung bereiten." 
Das Abitur befähigt inzwischen nicht mehr zum Beginn eines Grundstudiums.

Freitag, 25. Oktober 2019

Nicht einmal jeder zweite Neuntklässler erfüllt Standards - Lernziele bei Mathe oft verfehlt

Berlin. Die Leistungen von Neuntklässlern in Mathematik, Biologie, Physik und Chemie sind im Vergleich zu 2012 in den meisten Bundesländern teilweise deutlich gesunken. Weniger als die Hälfte von ihnen entspricht im Fach Mathematik den von der Kultusministerkonferenz definierten Standards. Ein Viertel erfüllt nicht einmal minimale Anforderungen. Das geht aus dem aktuellen Bildungstrend des Berliner Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) hervor. Das IQB testete rund 45 000 Schüler aller Schulformen. Verglichen wurden die Daten mit denen aus des ersten Bildungstrends von 2012.

Montag, 16. September 2019

Schwierige Suche nach Polizei-Nachwuchs

Düsseldorf. Bei der NRW-Polizei spricht man gerne über die hohe Anzahl an Bewerbern für die Ausbildung und von einem großen Pool, aus dem man schöpfen könne. 11 246 Kandidaten sind es fürs Einstellungsjahr 2018 gewesen, 2300 (864 Frauen, 1416 Männer) von ihnen wurden genommen. Dass aber von den 11 246 bereits viele nicht die einfachsten Anforderungen erfüllt haben, hört man eher selten. Allein schon 1143 Bewerber schieden aus, weil sie keine Unterlagen eingereicht haben – immerhin rund zehn Prozent. Besonders erschreckend: Gegen 5,5 Prozent der Gesamtbewerber, also rund 620, lagen Ermittlungsverfahren bei der Polizei vor. Das geht aus dem Jahresbericht 2018 des Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) zur polizeilichen Einstellungskampagne hervor, der unserer Redaktion vorliegt. 

Ist das Abitur zu einfach geworden?

Berlin. Die Zahl der Einser-Abiturienten in Deutschland nimmt deutlich zu. Hatte 2008 noch ungefähr jeder fünfte Schulabsolvent einen Notenschnitt von mindestens 1,9, war es 2018 bereits mehr als jeder vierte. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unserer Redaktion in allen 16 Bundesländern. Demach ist in den vergangenen zehn Jahren der Anteil der Einser-Abiturienten in 15 von 16 Bundesländern gestiegen. Allein Baden-Württemberg verzeichnete einen leichten Rückgang. Deutschlandweit stieg der Anteil von 20,2 auf 25,8 Prozent. Die Daten beziehen sich auf die Ergebnisse des Abiturjahrgangs 2018. Mit einer Ausnahme: Schleswig-Holstein konnte als einziges Bundesland nur Zahlen von 2017 vorlegen. 

Mittwoch, 11. September 2019

Lehrermangel größer als angenommen

Düsseldorf. In Deutschland fehlen einer aktuellen Studie zufolge deutlich mehr Grundschullehrer als gedacht. Bis zum Jahr 2025 werden der Bertelsmann-Stiftung zufolge 26 300 Pädagogen für die Primarstufe gebraucht und damit noch einmal 11 000 mehr als bisher von der Kultusministerkonferenz (KMK) prognostiziert. Die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte dazu: „Die heutigen massiven Auswirkungen des Lehrermangels würden NRW nicht so hart treffen, hätte die Vorgängerregierung die Anzahl der Studienkapazitäten in der Vergangenheit schon frühzeitig erhöht und wären aufgrund dessen nicht an einigen Universitäten zwei von drei Bewerbern für ein Lehramtsstudium Grundschule abgelehnt worden.“ Die Landesregierung steuere aber gegen. 2017 und 2018 seien 1169 Lehrerstellen besetzt worden, vor allem auch an Grundschulen. Zum Schuljahresende fehlten demnach in NRW aber über alle Schulformen hinweg 3200 Vollzeitlehrkräfte. Der Unterschied zwischen der KMK-Prognose und der Bevölkerungsprognose des Statistischen Bundesamtes beträgt der Landesregierung zufolge für NRW 5,5 Prozent. „Damit läuft die Kritik der Autoren für das Land NRW ins Leere“, hieß es im Schulministerium. 

Dienstag, 23. Juli 2019

Bund will deutschlandweite Standards für das Abitur

Berlin. Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat sich für „einheitliche Standards in den Schulen in allen Bundesländern“ ausgesprochen. Insbesondere hat sie das Abitur im Blick. „Ein Abitur mit länderübergreifend gleichen Prüfungsanforderungen muss in absehbarer Zeit kommen – schon aus Gründen der Gerechtigkeit“, sagte Karliczek unserer Redaktion. Die CDU-Politikerin verwies darauf, dass für den Hochschulzugang vielfach immer noch die Abiturnote entscheidend sei. „Die Anforderungen an alle Abiturienten müssen in Deutschland vergleichbar sein“, sagte sie. Karliczek forderte die Länder auf, „ihre Bemühungen für eine bessere Vergleichbarkeit bei den Bildungsabschlüssen“ zu erhöhen, und begrüßte die von der baden-württembergischen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) begonnene Debatte, die zuerst ein bundesweites Zentralabitur gefordert hatte. Die Kultusminister der Länder reden seit Jahrzehnten über die Gleichwertigkeit von Abiturprüfungen.
Seit 2017 gibt es einen bundesweiten Aufgabenpool für die Abiturprüfungen in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch. Allerdings können die Länder selbst entscheiden, wie viele Aufgaben sie daraus entnehmen, diese noch verändern und unterschiedlich bewerten. „Der Aufgabenpool ist gescheitert“, resümierte Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Er verfährt nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“ Der Aufgabenpool brauche mehr Verbindlichkeit, forderte der Verbandschef. In seinem eigenen Verband sei die Frage nach einem Zentralabitur umstritten, betonte Meidinger. Er warnte aber vor einer Entwertung des Abiturs, wenn nicht bald mehr Verbindlichkeit einziehe. Die Hochschulzulassungen nach Abiturnote seien juristisch anfechtbar, wenn nicht gewährleistet sei, dass für die gleichen Noten auch die gleichen Leistungen erbracht werden müssten. Die Universitäten würden irgendwann eigene Eingangsprüfungen machen.
Verbessert hat sich der Notendurchschnitt deutscher Abiturienten in den letzten Jahren. 2006 beispielsweise lag der Durchschnitt in NRW bei 2,66, in Bayern bei 2,43. 3,8 Prozent der Prüflinge fielen bundesweit 2017 durchs Abitur. Zahlen für 2018 liegen noch nicht vor. 2009 waren es noch 2,4 Prozent. Andererseits erreicht mittlerweile ein Viertel der Abiturienten einen Schnitt mit einer 1 vor dem Komma.

Montag, 15. Juli 2019

Kommentar zum Schreiben nach Gehör - Endlich zurück zur Vernunft!

Kinder brauchen Orientierung. Das gilt für die Erziehung, aber gleichermaßen auch für das Lernen in der Schule. Ohne Regeln einzuüben, ohne verbindliche Leitplanken, an denen sie sich entlang hangeln können, bleibt der Lernerfolg fraglich. Nun soll also in den Grundschulen des Landes die seit vielen Jahren umstrittene Methode „Lesen durch Schreiben“, auch als „Schreiben nach Gehör“ („Ich fare in Färien“) bekannt, abgeschafft werden. Das ist gut so. Und man kann nur sagen endlich. 
Denn letztlich lief die Methode darauf hinaus, dass sich die Kinder durch Versuch und Irrtum die Rechtschreibung selbst beibringen sollten. Entsprechend schlecht waren die Ergebnisse. Jahrelang gab es nicht nur Unverständnis, sondern auch zahllose Proteste aus der Elternschaft, weil viele Schüler im vierten Schuljahr immer noch nicht die deutsche Rechtschreibung ausreichend beherrschten. Um hier wieder Vernunft und gesunden Menschenverstand statt ideologisch geprägter Vorgaben (Kinder sollten in ihrer freien Lernerfahrung nicht beeinträchtigt werden) in die Lehrpläne der Schulen zu bringen, bedurfte es am Ende einer wissenschaftlichen Studie von Bonner Psychologen, die die Leistungen von 3000 Grundschulkindern in NRW verglichen hatten. Schulministerin Yvonne Gebauer hat daraus zu Recht die Konsequenzen gezogen. 
Ab dem neuen Schuljahr wird die Rechtschreibung wieder mit einer modernen Fibel und mit Hilfe des Lehrers als Wissensvermittler, der das Geschriebene auch korrigiert und einübt, gelehrt und kontrolliert. Das hat nichts mit der Rückkehr zu konservativen Lehrmethoden zu tun, sondern mit Alltagserfahrung aus allen Bereichen menschlichen Lebens: Nur systematisches und strukturiertes Training führt zum Ziel.

Schulministerium schafft „Schreiben nach Gehör“ ab

Düsseldorf - Die Landesregierung schafft die Methode „Schreiben nach Gehör“ in Reinform an den Grundschulen ab. Wie aus einem neuen Leitfaden für Lehrer hervorgeht, sollen Schüler künftig auch im ersten Schuljahr schon zum richtigen Schreiben angehalten werden. Im Vorwort des insgesamt 70-seitigen Papiers des Schulministeriums heißt es: „Dies gilt auch für die erste Klasse, denn schon Schreibanfängerinnen und Schreibanfänger brauchen Hinweise auf normgerechte Schreibungen und Anregungen, dem System unserer Orthografie auf die Spur zu kommen, damit sie nicht denken, dass man ‚schreibt wie man spricht“.

Dienstag, 18. Juni 2019

Hochschulen beklagen gravierende Mängel bei Abiturienten

Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Peter-Andre Alt, kritisiert große Wissenslücken und fehlendes Können bei vielen deutschen Abiturienten. „Es gibt gravierende Mängel, was die Studierfähigkeit zahlreicher Abiturienten angeht“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Dienstag). „Wir leben in der Fiktion, dass mit dem Abitur die Voraussetzungen für das Studium erfüllt sind. Die Realität zeigt: Viel zu oft stimmt das nicht.“ Das gelte „insbesondere für die Fächer, in denen Mathematik die Grundlage ist“, sagte Alt. Die Rückmeldungen aus den Hochschulen seien zahlreich und eindeutig: „Die Studienanfänger erfüllen die Voraussetzungen deutlich schlechter als früher.“ Das betreffe die Ingenieurswissenschaften und die Naturwissenschaften, aber beispielsweise auch die Volks- und Betriebswirtschaftslehre, erläuterte er. Auch in Sachen Textverständnis und Schreibfähigkeiten gebe es „kritische Rückmeldungen aus den Hochschulen“. 

Donnerstag, 13. Juni 2019

"Lehrer haben einen großen Teil von Schülern da sitzen, die Kleinkinder geblieben sind"

Bonn. Seine Thesen formuliert er steil: Jugendliche Schüler sind auf dem Niveau von Kleinkindern, Studienabsolventen brauchen Nachhilfe in Deutsch sowie in Mathe. Michael Winterhoff glaubt: "Deutschland verdummt" und schrieb ein Buch darüber. Glaubt man den Worten von Michael Winterhoff, Kinder- und Jugendpsychiater aus Bonn, laufen wir auf eine Katastrophe zu. Denn so, wie unsere Gesellschaft funktioniert, wird sie mit den Kindern und Jugendlichen, die derzeit heranwachsen, nicht weiterbestehen. Den Kindern fehle soziale Kompetenz, in Jobs sind das die sogenannten Soft Skills. Ein Gespür für Situation, das Setzen von Prioritäten, das Erkennen von Handlungsbedarf – Fehlanzeige. Auf 50 Prozent der Kinder trifft das heute zu, sagt der 64-Jährige. Und er führt diese Entwicklung nicht auf mangelnde Erziehung zurück, sondern auf die fehlende "erworbene Intelligenz". Und das liege daran, dass Kindern ein Gegenüber fehle, eine menschliche Person, mit der sie sich auseinandersetzen. Das Bildungswesen habe sich in die falsche Richtung entwickelt: autonomes Lernen (Kinder erarbeiten sich alles alleine), individuelles Lernen (Kinder entscheiden, auf welchem Niveau sie lernen) und Lehrer und Erzieher, die ihrem eigentlichen Beruf gar nicht mehr nachgehen, sondern nur noch sogenannte Lernbegleiter sind. Winterhoff hat seine Beobachtungen nun in dem Buch "Deutschland verdummt – Wie das Bildungssystem die Zukunft unserer Kinder verbaut" herausgebracht.

Montag, 3. Juni 2019

Was dieser Schulleiter schreibt, spricht vielen Eltern aus der Seele

Köln - Im Frühsommer gibt es allerorts wieder rauchende Köpfe, panische Lern-Marathons und schweißnasse Hände: Es ist die Zeit der letzten wichtigen Klausuren, Prüfungen und Noten an den Schulen. Und diese Phase, so wissen alle Eltern mit schulpflichtigen Kindern, hat oft ganz schön Auswirkung auf das Familienleben. Dann herrschen Druck, Stress, Sorge und Anspannung – nicht nur bei den Kindern. Schulleiter fordert weniger Notendruck Wie sehr das Thema Eltern beschäftigt, zeigt auch ein Facebook-Post, der gerade durchs Netz gegangen ist und vielfach kommentiert und geteilt wurde. In dem anonymen Schreiben richtet sich ein Schulleiter anlässlich der anstehenden Prüfungen an die Eltern.

Freitag, 31. Mai 2019

Mathe-Abi - Noten im Saarland werden verbessert

Saarbrücken. Im Streit um die Prüfungsaufgaben beim diesjährigen schriftlichen Mathe-Abitur können saarländische Schüler jetzt mit besseren Noten rechnen: Die Arbeiten sollten nach einer leicht „milderen” Bewertungstabelle gewertet werden, sodass sich die Note um rund einen Notenpunkt erhöhe, teilte das Bildungsministerium mit. Die Erstkorrekturen hätten gezeigt: Die Klausuren seien im „Anforderungsniveau anspruchsvoll, aber noch angemessen”, jedoch „insgesamt etwas zu umfangreich” gewesen. (dpa)

Dienstag, 26. März 2019

Immer mehr Schüler fallen durchs Abitur

Berlin - Immer mehr Schüler fallen durch die Abiturprüfung. In den vergangenen neun Jahren ist die Quote der nicht bestandenen Prüfungen nahezu stetig gestiegen, wie eine Auswertung der dpa zeigt. Zuletzt scheiterte etwa einer von 26 Prüflingen. Während im Abiturjahrgang 2009 laut Statistik der Kultusministerkonferenz noch 2,34 Prozent der Schüler durchfielen, waren es 2017 schon 3,78 Prozent. Für 2018 liegen noch nicht aus allen Bundesländern Zahlen vor, die Tendenz bestätigt sich jedoch: In vielen Ländern stieg die Durchfaller-Quote erneut.

Freitag, 22. März 2019

Lehrermangel an jeder zweiten Schule in NRW

Düsseldorf. Die Not an den Schulen scheint noch immer groß: Jede zweite ist von Lehrermangel betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage unter Schulleitungen, die der Verband Bildung und Erziehung (VBE) am Freitag in Düsseldorf vorgestellt hat. 55 Prozent der Schulleitungen bezeichneten den Mangel demnach als ihr größtes Problem. In NRW liegt der Wert bei 61 Prozent. Dies ist eine leichte Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr (64 Prozent in NRW, 57 Prozent im Bund). Allerdings gaben 60 Prozent der Schulleitungen in NRW bei einer anderen Frage an, an der eigenen Schule mit Lehrkräftemangel und unbesetzten Stellen „zu kämpfen zu haben“. 2018 waren es noch 44 Prozent. Im Bund lagen die Werte bei 50 (2019) und 36 Prozent (2018). Der Lehrermangel führe vor allem zur Einstellung von Seiteneinsteigern. 45 Prozent der befragten Schulleitungen in Deutschland sind auf sie angewiesen. In NRW sind es 58 Prozent (plus fünf Punkte). Zwei von drei Schulleitungen gaben an, dass die Seiteneinsteiger nicht angemessen qualifiziert werden.

Mittwoch, 13. Februar 2019

Immer mehr Fahrschüler fallen durch die Prüfung

Deutschland. In der Theorie die falsche Antwort angekreuzt oder bei der Fahrprüfung die Vorfahrt genommen - immer mehr Fahranfänger fallen durch die theoretische oder praktische Fahrprüfung. Bei der Theorieprüfung aller Pkw-Klassen lag die Misserfolgsquote 2017 laut Kraftfahrt-Bundesamt bei 39 Prozent (2016: 37 Prozent). Bei der praktischen Prüfung für den Autoführerschein fielen 32 Prozent der Anwärter durch (Vorjahr: 31 Prozent) - das waren 432.037 nicht bestandene praktische Prüfungen. Woran liegt das? 

Zu viele Schüler mit guten Noten - Ist das Abi in Deutschland noch ernst zu nehmen?

Berlin - Hartmut Loos ist Lehrer, er steht seit drei Jahrzehnten in Klassenzimmern. Wenn er über Zensuren redet, wie er und seine Kollegen sie gerade in diesen Tagen wieder für die Halbjahreszeugnisse verteilt haben, fällt ihm gelegentlich die Börse ein. Dann denkt er an Kurse, die in überhitzten Zeiten immer weiter steigen – bis irgendwann der Crash kommt, weil der gehandelte Wert der Papiere nicht mehr in Einklang steht mit der tatsächlichen Leistung der Unternehmen. Loos sagt: „Es kann ja nicht ewig so weitergehen.“ Er meint: weiter nach oben. Die Blase, die Loos gern mit den Vokabeln der Börsenwelt erklärt, besteht aus Abiturnoten. Der 60-Jährige ist Schulleiter im Gymnasium am Kaiserdom in Speyer und Vorsitzender des Deutschen Altphilologenverbandes. Er ist nicht der Einzige, dem zunehmend gute Zensuren Sorgen bereiten. Immer mehr Experten warnten zuletzt vor zu guten Abiturnoten, einige sehen eine regelrechte Inflation. Schon stellt sich jene Frage mit Wucht neu, die in bildungsbürgerlichen Kreisen schon seit den bildungspolitischen Reformen der 1970er-Jahre immer mal wieder diskutiert wird: Ist Deutschlands höchster Schulabschluss noch etwas wert? 

Sonntag, 10. Februar 2019

Ohne klassische Ausbildung - Jeder siebte neue Lehrer in NRW ist Seiteneinsteiger

Düsseldorf - Immer mehr Quereinsteiger unterrichten als Lehrer an den Schulen in Nordrhein-Westfalen. 2018 war jeder siebte neu eingestellte Lehrer ein sogenannter Seiteneinsteiger. Dies geht aus jüngst veröffentlichten Zahlen des NRW-Schulministeriums hervor. Seiteneinsteiger haben zumeist ein Studium absolviert, aber keine klassische Lehrerausbildung. Pädagogische Grundlagen erhalten sie berufsbegleitend.

Samstag, 9. Februar 2019

Türkisch oder Englisch?

Düsseldorf. Englisch hatte es als Fach an den Grundschulen noch nie leicht. Seit 16 Jahren wird es in Nordrhein-Westfalen unterrichtet. Anfangs probeweise für die Klassen drei und vier, 2008 von der damaligen schwarz-gelben Regierung ausgeweitet auf die Klassen eins und zwei. Zum Start des Projekts gab es zu wenige Lehrer. Psychologen und Elternvertretungen gingen auf die Barrikaden, weil sie fürchteten, dass die Kinder durch das neue Fach überfordert werden könnten. Noch heute ist der Fremdsprachenunterricht an Grundschulen umstritten.

Samstag, 2. Februar 2019

„Ein Schülerlabor wäre toll“ - Wenn aus der Brennpunktschule eine "Talentschule" wird

Düsseldorf. Wer in Marxloh aufwächst, hat es nicht leicht. Verwahrloste Häuser, Clan-Kriminalität, alltägliche Gewalt. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Es sind auch Menschen wie Holger Rinn, die den Stadtteil prägen. Rinn ist Schulleiter des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums (EHKG), einer Schule mit rund 870 Schülern. „Wir bekommen immer wieder Schüler, die nicht die besten Voraussetzungen haben, aber am Ende mit einem schönen Schulabschluss aufwarten.“ Jeden Tag stehen die 75 Lehrer vor besonderen Herausforderungen. Die Nachricht, dass ihr Gymnasium nun als Talentschule auserkoren wurde, gibt ihnen einen Schub. Von dem Programm erhofft sich Rinn mehr Bildungsgerechtigkeit. Rinn hat einen Traum: „Ein naturwissenschaftliches Schülerlabor wäre toll.“ 

Samstag, 19. Januar 2019

1100 Grundschullehrer fehlen

Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen ist noch immer fast jede dritte Lehrerstelle an Grundschulen nicht besetzt. Von 3445 Stellen seien am Jahresende noch immer rund 1100 offen, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) unserer Redaktion. Das entspreche einer Besetzungsquote von knapp 68 Prozent der ausgeschriebenen Grundschullehrerstellen – nach rund 50 Prozent zur Mitte vorigen Jahres.