Freitag, 19. Mai 2023

Neue Studie: Ein Viertel aller Grundschüler kann nicht richtig lesen

Eine steigende Anzahl von Kindern weist Lese-Schwierigkeiten auf. Wenn Kinder nicht richtig lesen können, fehlt ihnen die grundlegende Voraussetzung für ihre weitere schulische Entwicklung. Deutschlands Grundschulkinder erzielen im internationalen Vergleich nur durchschnittliche Lesekompetenzen und lesen sogar schlechter als im Jahr 2016. Diese beiden ernüchternden Erkenntnisse stammen aus der internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu). Ein weiteres Mal gibt es für Deutschlands Grundschulkinder und somit auch für die Schulpolitik, schlechte Noten. Auch der IQB-Bildungstrend hatte im vergangenen Jahr ein ähnliches Ergebnis veröffentlicht.
So richtig trösten kann die Erkenntnis nicht, dass Deutschland mit diesen Hiobsbotschaften nicht alleine dasteht. Denn zwei Drittel der teilnehmenden Länder haben sich seit der vorherigen Untersuchung aus dem Jahr 2016 verschlechtert Deutschlands Viertklässlerinnen und Viertklässler belegen mit 524 Punkten den 26. Platz im Gesamtfeld der 57 teilnehmenden Länder. Damit liegen sie hinter Ländern wie Bulgarien, Polen, England und Russland. An der Spitze der Rangliste stehen Singapur, Irland und Hongkong mit 587, 577 bzw. 573 Punkten. Am unteren Ende der Tabelle befindet sich Südafrika, wobei der Abstand zum vorletzten Platz, den Marokko einnimmt, mehr als 80 Punkte beträgt. Die Forscherinnen und Forscher haben den Durchschnittswert aller Ergebnisse auf 500 Punkte festgelegt. Der durchschnittliche Leistungszuwachs innerhalb eines Schuljahres liegt bei 40 bis 50 Punkten. 
Bereits in den letzten 15 Jahren hatten sich die Leistungen deutscher Schülerinnen und Schüler verschlechtert: von 548 Punkten im Jahr 2006 auf 541 im Jahr 2011 und 537 im Jahr 2016. Mit den Ergebnissen der neuen Untersuchung zeigt sich nun eine noch deutlichere negative Entwicklung. Es lässt sich ein besorgniserregender Abwärtstrend erkennen, der bereits in der Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen deutlich wurde, wie auch Spiegel Online berichtet. Um das Lesen zu fördern, ist Vorlesen sehr wichtig, für das es geeignete Bücher gibt. 

Alarmierende Ergebnisse beim Leseverhalten
Die Ergebnisse der Lese-Studie sind besonders alarmierend, da sie als zuverlässiger Indikator für den weiteren Bildungsweg dienen, erklärt Dirk Hastedt, der Geschäftsführer der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA) in Amsterdam. Es ist bekannt, dass Schülerinnen und Schüler, die Schwierigkeiten beim Lesen haben, auch in anderen Fächern kämpfen. Zahlreiche Bildungsstudien belegen dies. Eine Textaufgabe in Mathematik oder das Verständnis eines Sachtextes aus dem Biologiebuch erfordern die Fähigkeit, Geschriebenes zu erfassen und zu verstehen. 
Alle fünf Jahre organisiert das IEA diese umfangreiche Iglu-Studie, an der 2021 rund 400.000 Schülerinnen und Schüler, 20.000 Lehrkräfte, 13.000 Schulleitungen und 380.000 Eltern und Erziehungsberechtigte aus insgesamt 57 Ländern teilnahmen. Dieses Ml wurde auch großflächig die Lesefähigkeit in einer typischen Internet-Umgebung abgefragt. Hierbei mussten die Schüler durch eine Website navigieren und die richtigen Schaltflächen anklicken. 

Es gibt drei Schlussfolgerungen, die sich aus der Iglu-Studie ablesen lassen: 
  • Mädchen hängen Jungen ab: In 51 von 57 Ländern zeigen Mädchen eine deutlich bessere Lesekompetenz als ihre Mitschüler, und auch in Deutschland ist der Geschlechterunterschied deutlich erkennbar. In den restlichen sechs Ländern ist der Vorsprung der Mädchen statistisch nicht signifikant. Allerdings gibt es in der gesamten Untersuchung kein einziges Land, in dem Jungen vor den Mädchen liegen. 
  • Elternhaus und Umfeld entscheidend für Lesefähigkeit: In Deutschland hängt der Bildungserfolg stärker als in vielen anderen Ländern vom Elternhaus ab. Dies ist keine neue Erkenntnis. So hat nicht nur der finanzielle Hintergrund der Eltern einen entscheidenden Einfluss auf die Lesekompetenz der Kinder, sondern auch die Entwicklung einer Lesekultur zu Hause spielt eine wichtige Rolle. 
  • Kinder haben in Deutschland wenig Spaß am Lesen: Zusätzlich zu den Leistungstests enthielten die Iglu-Fragebögen auch einige persönliche Fragen. Eine dieser Fragen lautete: Liest du gerne? In Deutschland antwortete nur etwas mehr als ein Drittel (34 Prozent) der befragten Kinder mit „Ja“, was deutlich unter dem internationalen Durchschnitt von 42 Prozent liegt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen