Mittwoch, 11. Juli 2012

Lehrer fürchten Aus für Realschulen

DÜSSELDORF. Die Gewerkschaft lehrer nrw sieht die Zukunft der bisher 539 Realschulen massiv bedroht. "Es gibt eine Tendenz, dass Realschulen geschlossen werden." Gleichzeitig warnte die Landesvorsitzende Brigitte Balbach, dass die neue Sekundarschule in NRW zu einer "Gesamtschule light" wird.
Balbach kritisierte, dass in den 42 neuen Sekundarschulen weder Inhalte noch Leistungsanforderungen der Realschulen gelten würden. Zwölf Schulen unterrichteten vollintegriert bis einschließlich Klasse 10. In 28 Schulen wird teilintegriert und nur in zwei nach der Klasse 6 in getrennten Bildungsgängen unterrichtet. "Die individuelle Förderung der Realschule bleibt in integrativen Systemen auf der Strecke", sagte Balbach.
Im Grundsatz unterstützte die Gewerkschafts-Vorsitzende den "Schulfrieden" in NRW. Deshalb sei es bedauerlich, dass die "rot-grüne Landesregierung unbeirrt weiter in Richtung Einheitsschule marschiert". So würden für Sekundarschulen häufig explizit Gesamtschulrektoren gesucht. Außerdem bevorzugten viele Berater der Regierungspräsidien integrative Schulen.
Die Lehrergewerkschaft bemängelte, dass sich gut funktionierende Realschulen nicht weiterentwickeln könnten. Während Klassen an Sekundarschulen maximal 25 Schüler hätten, seien es an Realschulen 28 Schüler. Auch die Unterrichtsverpflichtung der Lehrer an Sekundarschulen liegt mit 25,5 Wochenstunden unter den Realschulen mit 28 Stunden. "Es gibt derzeit eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem Schulfrieden auf dem Papier und der Umsetzung in der Realität", mahnte Balbach. Die konservative Gewerkschaft lehrer nrw vertrat bis vor einigen Jahren nur die Realschullehrer. Jetzt nennt sie sich "Verband für den Sekundarbereich". Aus Sicht der Gewerkschaft genießen Schulabgänger der Realschule in der Wirtschaft einen guten Ruf. Der häufige Verzicht auf eine Neigungsdifferenzierung führe aber zur Senkung des Niveaus an integrierten Sekundarschulen. Dass viele Kommunen wegen des Schülermangels Haupt- und Realschulen zugunsten neuer Sekundarschulen schließen, führte Balbach auf finanzielle Vorteile zurück. Zudem seien Sekundarschulen generell Ganztagsschulen.
Ein weiteres Indiz für die Bevorzugung integrierter Sekundarschulen sieht Balbach darin, dass Ministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) die Personalvertretung der 42 Sekundarschulen den Gesamtschul-Personalräten zugewiesen hat. "Das Rückgrat der Sekundarschulen bilden aber Haupt- und Realschulen", mahnte die Gewerkschafterin. An keiner Gründung von Sekundarschulen sei eine Gesamtschule beteiligt.

Quelle: Kölner Rundschau vom 11.07.2012

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