DÜSSELDORF. Die Gewerkschaft lehrer nrw sieht
die Zukunft der bisher 539 Realschulen massiv bedroht. "Es gibt eine
Tendenz, dass Realschulen geschlossen werden." Gleichzeitig warnte die
Landesvorsitzende Brigitte Balbach, dass die neue Sekundarschule in NRW
zu einer "Gesamtschule light" wird.
Balbach kritisierte, dass in den 42 neuen
Sekundarschulen weder Inhalte noch Leistungsanforderungen der
Realschulen gelten würden. Zwölf Schulen unterrichteten vollintegriert
bis einschließlich Klasse 10. In 28 Schulen wird teilintegriert und nur
in zwei nach der Klasse 6 in getrennten Bildungsgängen unterrichtet.
"Die individuelle Förderung der Realschule bleibt in integrativen
Systemen auf der Strecke", sagte Balbach.
Im Grundsatz unterstützte die
Gewerkschafts-Vorsitzende den "Schulfrieden" in NRW. Deshalb sei es
bedauerlich, dass die "rot-grüne Landesregierung unbeirrt weiter in
Richtung Einheitsschule marschiert". So würden für Sekundarschulen
häufig explizit Gesamtschulrektoren gesucht. Außerdem bevorzugten viele
Berater der Regierungspräsidien integrative Schulen.
Die Lehrergewerkschaft bemängelte, dass sich gut
funktionierende Realschulen nicht weiterentwickeln könnten. Während
Klassen an Sekundarschulen maximal 25 Schüler hätten, seien es an
Realschulen 28 Schüler. Auch die Unterrichtsverpflichtung der Lehrer an
Sekundarschulen liegt mit 25,5 Wochenstunden unter den Realschulen mit
28 Stunden. "Es gibt derzeit eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem
Schulfrieden auf dem Papier und der Umsetzung in der Realität", mahnte
Balbach. Die konservative Gewerkschaft lehrer nrw vertrat bis vor
einigen Jahren nur die Realschullehrer. Jetzt nennt sie sich "Verband
für den Sekundarbereich". Aus Sicht der Gewerkschaft genießen
Schulabgänger der Realschule in der Wirtschaft einen guten Ruf. Der
häufige Verzicht auf eine Neigungsdifferenzierung führe aber zur Senkung
des Niveaus an integrierten Sekundarschulen. Dass viele Kommunen wegen
des Schülermangels Haupt- und Realschulen zugunsten neuer
Sekundarschulen schließen, führte Balbach auf finanzielle Vorteile
zurück. Zudem seien Sekundarschulen generell Ganztagsschulen.
Ein weiteres Indiz für die Bevorzugung integrierter
Sekundarschulen sieht Balbach darin, dass Ministerin Sylvia Löhrmann
(Grüne) die Personalvertretung der 42 Sekundarschulen den
Gesamtschul-Personalräten zugewiesen hat. "Das Rückgrat der
Sekundarschulen bilden aber Haupt- und Realschulen", mahnte die
Gewerkschafterin. An keiner Gründung von Sekundarschulen sei eine
Gesamtschule beteiligt.
Quelle: Kölner Rundschau vom 11.07.2012
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