Montag, 7. Januar 2013

Leserbrief zum Thema "G-8"

Als Vater von zwei mittlerweile erwachsenen Kindern und einem Kind, das zurzeit das neue Schulsystem erfahren muss, verfolge ich die gesamte Diskussion über G8 seit Langem und kann zudem die Unterschiede der beiden Systeme gut beurteilen. Um es auf einen Nenner zu bringen: Den heutigen Kindern wird das Kindsein gestohlen! Dieses wird im Kern genauso von einer großen Mehrheit aller Experten, den Musikvereinen, den Sportvereinen, den (meisten) Lehrern, den Eltern und den betroffenen Schüler so gesehen. Daher erscheint es nicht erstaunlich, dass die Schülerin Merle Ruge aus Dortmund gerade die Petition "Turbo-Abitur in NRW wieder abschaffen" in den Landtag eingebracht hat.

Das Erschreckende daran ist jedoch die Tatsache, dass hier eine Schülerin einen politischen Korrekturprozess in Gang setzt, der eigentlich von unseren Politikern hätte initiiert werden müssen. Kann es sein, dass der politische Wille von unseren Kindern eine frühere Einschulung mit verkürzter Schulzeit (bei gleicher Gesamtstundenzahl) - gefolgt von einer kürzeren Studienzeit - abverlangt, um dafür dann einen immer späteren Renteneintritt zu erleben? Ist diese Vorgehensweise nicht eng verknüpft mit dem Ansatz "Profit heiligt die Mittel", der erst kürzlich die Wirtschaftssysteme fast vollständig hat zusammenbrechen lassen? Meines Erachtens sind hier unsere Volksvertreter gefordert zu agieren, um unseren Kindern wieder ein Kindsein zu ermöglichen.
Bernd Jelinek

Quelle: Kölner Rundschau vom 07.01.2013

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