Als Vater von zwei mittlerweile erwachsenen Kindern
und einem Kind, das zurzeit das neue Schulsystem erfahren muss, verfolge
ich die gesamte Diskussion über G8 seit Langem und kann zudem die
Unterschiede der beiden Systeme gut beurteilen. Um es auf einen Nenner
zu bringen: Den heutigen Kindern wird das Kindsein gestohlen! Dieses
wird im Kern genauso von einer großen Mehrheit aller Experten, den
Musikvereinen, den Sportvereinen, den (meisten) Lehrern, den Eltern und
den betroffenen Schüler so gesehen. Daher erscheint es nicht
erstaunlich, dass die Schülerin Merle Ruge aus Dortmund gerade die
Petition "Turbo-Abitur in NRW wieder abschaffen" in den Landtag
eingebracht hat.
Das Erschreckende daran ist jedoch die Tatsache, dass
hier eine Schülerin einen politischen Korrekturprozess in Gang setzt,
der eigentlich von unseren Politikern hätte initiiert werden müssen.
Kann es sein, dass der politische Wille von unseren Kindern eine frühere
Einschulung mit verkürzter Schulzeit (bei gleicher Gesamtstundenzahl) -
gefolgt von einer kürzeren Studienzeit - abverlangt, um dafür dann
einen immer späteren Renteneintritt zu erleben? Ist diese Vorgehensweise
nicht eng verknüpft mit dem Ansatz "Profit heiligt die Mittel", der
erst kürzlich die Wirtschaftssysteme fast vollständig hat
zusammenbrechen lassen? Meines Erachtens sind hier unsere Volksvertreter
gefordert zu agieren, um unseren Kindern wieder ein Kindsein zu
ermöglichen.
Bernd Jelinek
Quelle: Kölner Rundschau vom 07.01.2013
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