Dienstag, 19. März 2013

Leserbrief zum Thema "Analphabetismus"

Herrn Kupfer kann ich voll zustimmen. Seit 46 Jahren (als Mutter von drei und Großmutter von sieben Kindern und in allen Schulgremien tätig) erlebe ich die absolute Unfähigkeit der Schulbehörden, unseren Kindern einfaches Wissen vermitteln zu lassen: Lesen, Schreiben, Rechnen. Gelerntes kann sich nicht festsetzen, wenn Übungsphasen fehlen, Diktate nicht berichtigt werden. Schule ist Pflicht, daher kann sie keinen Spaß machen. Aber man kann Kindern Freude am Lernen beibringen: wenn sie merken, dass sie dadurch etwas können und erfahren. Die, momentan gebräuchliche, lautliche Nachahmung beim Schreiben ist völliger Nonsens. So fragen etwas größere Kinder zu recht: "Warum lernen die denn erst falsch zu schreiben?" Einfache Rechenvorgänge werden kompliziert erklärt; keiner kann sie verstehen. Das dreigliedrige Schulsystem ist nicht schuld, sondern die vorgenannten Dinge verhindern eine Integration oder benachteiligen zum Beispiel Legastheniker. Auch das ganze "Pisa-Theater" ist lächerlich: Vor deren Untersuchungen müssen Eltern Bücher anschaffen, aus denen kurzzeitig gebüffelt wird, und nach den Erhebungen werden sie wieder beiseite gelegt. Die albernen Reförmchen der vergangenen Jahre waren eigentlich nur heiße Luft; ausgestoßen von völlig ungeeigneten Schulpolitikern. An die Kinder und deren Wohl hat dabei keiner gedacht.
Waltraud Jaeger

Quelle: Kölnische Rundschau vom 19.03.2013

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