DÜSSELDORF. Wut, Verzweiflung, Enttäuschung -
knapp 500 Abiturienten haben gestern vor dem Düsseldorfer
Schulministerium gegen die aus ihrer Sicht zu schwere Abi-Klausur in
Mathe protestiert und lautstark eine "zweite Chance" gefordert.
Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne), die einen Termin in Köln
wahrnehmen musste, sicherte den Abiturienten des Doppeljahrgangs später
noch für diese Woche eine "fachliche und juristische Bewertung" der
Aufgaben zu.
Viel Hoffnung machte die Ministerin aber nicht:
Löhrmann sieht bisher keinen Fehler in der Aufgabenstellung und hält die
Klausur im Zentralabitur für grundsätzlich lösbar. Lediglich die
Angemessenheit der Mathe-Aufgaben werde diskutiert.
Eine Stunde vorher brodelte es vor dem Ministerium.
Während zahlreiche Beamte im Landeskriminalamt und im Schulministerium
die Demo interessiert an ihren Bürofenstern verfolgten und die Arbeit
ruhen ließen, machten die Schüler ihrem Ärger Luft. "Fairness auch für
Versuchskaninchen" und "Nein zu Mathe-Schweinereien" stand auf
Transparenten. "Wir sind hier, wir sind laut. Weil man uns das Abi
klaut", skandierten aufgebrachte Schüler. "Frau Löhrmann, Ihre Aufgabe
ist lösbar."
Luise Cornely, die das Ernst-Kalkuhl-Gymnasium in
Bonn-Oberkassel besucht und die Demo organisiert hat, kritisiert, dass
die Matheaufgaben im Grundkurs im Vergleich zu früheren Jahren zu
schwer, Aufgabenstellungen umständlich formuliert und notwendige
Rechenformeln unbekannt waren. Staatssekretär Ludwig Hecke redete 45
Minuten mit einer Schülerdelegation. Entschieden wurde nichts, Ende
offen. Dennoch zeigte sich Cornely nachher zufrieden: "Das war ein sehr
erfolgreiches Gespräch in guter Atmosphäre. Man hat sich endlich
ernsthaft mit uns und unseren Forderungen beschäftigt" sagt die
18-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung. Danach sei sie guter
Hoffnung, dass sie womöglich eine zweite Klausur in Mathematik schreiben
können. 2008 haben Abiturienten in NRW nach einer Mathe-Panne im
Zentralabitur ("Octaeder des Grauens") eine neue Klausur schreiben
dürfen. Gleich reihenweise waren Schüler an einer kaum lösbaren
Textaufgabe zu Freiwürfen von Basketballstar Dirk Nowitzki gescheitert.
Dieses Mal können die Schüler keinen Fehler in der Aufgabenstellung
nachweisen, sie beklagen sich aber über den "signifikant höheren
Schwierigkeitsgrad" der Abi-Klausur. Abiturient Felix Blumentritt
kritisiert den unzureichenden Zeitrahmen.
Mehrere hundert Schüler haben Protest-Mails mit
persönlichen Beschwerden ans Ministerium geschickt oder wütend im Büro
der Ministerin angerufen. Mehr als 10 000 Abiturienten traten einer
Facebook-Gruppe mit dem Ziel bei, die Mathe-Klausur zu wiederholen. Zwar
verliefen die Klausuren an einzelnen Schulen reibungslos, in vielen
Klassen geht aber die Angst um, dass die verbaute Mathe-Klausur den
Notendurchschnitt des Abis "versaut".
Die umstrittene Mathe-Klausur im Grundkurs sei
"anspruchsvoll, aber lösbar" gewesen, sagte Löhrmann. Den Vorwurf, dass
die Abi-Klausur 2013 schwerer war als in Vorjahren, weil der doppelte
Abiturjahrgang die Hochschulen überfordere, nannte Löhrmann "absurd".
Die Ministerin will die Ergebnisse der Fachkommission auswerten und
prüfen, ob die Mathe-Aufgaben angemessen waren. Die Chancen für einen
Nachschreibetermin scheinen nicht gut zu stehen.
Quelle: Kölnische Rundschau vom 24.04.2013
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