Freitag, 15. November 2013

Inklusion zeigt ihr wahres Gesicht

DÜSSELDORF. Jede dritte der 700 Förderschulen in NRW steht vor dem Aus. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) hat eine neue Verordnung für Mindestgrößen der Förderschulen beschlossen und Ausnahmen zum Schuljahr 2015/16 gestrichen.

Löhrmann reagierte damit auf einen Bericht des Landesrechnungshofes (LRH), der zu kleine Klassen kritisiert hatte. Bisher konnte in Nordrhein-Westfalen die Mindestgröße um bis zu 50 Prozent unterschritten werden - das wurde gestrichen. Der Lehrerverband VBE beklagte die "Zwangsschließungen auf kaltem Wege". Mittlerweile besucht jeder vierte Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine Regelschule. Die neue Mindestgrößenverordnung trifft vor allem die unter sinkenden Schülerzahlen leidenden 306 Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen. Hier reichen künftig erst 144 Schüler für den Erhalt der Schule, für Schulen mit Sekundarstufe I sind 112 Schüler ausreichend. VBE-Landeschef Udo Beckmann befürchtet nun, dass nur ein Drittel der Lern-Förderschulen überleben wird. Nach Berechnungen von Ministerin Löhrmann erreichen 129 Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen nicht die Mindestgröße. Löhrmann forderte die Schulträger auf, Standorte zusammenzulegen oder als Teilstandorte zu führen. Die Grünen-Politikerin forderte eine Schülerzahl, "die einen geordneten Schulbetrieb gewährleistet". Künftig soll der Besuch der allgemeinen Schule der Regelfall sein. Nach Einschätzung der Landesregierung werden die meisten anderen Förderschulen die Mindestgrößen erreichen. Die Förderschule Sprache benötigt 66 Schüler in der Sekundarstufe I, die Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung 88 Schüler an Schulen mit Primar- und Sekundarstufe. Förderschulen mit den Schwerpunkten Sehen, Hören und Kommunikation brauchen jeweils 110 Schüler für die weitere Existenz. Die FDP-Schulexpertin Yvonne Gebauer sprach von einer "Zwangsinklusion in allgemeine Schulen", weil Eltern in ländlichen Regionen nach dem Aus der Förderschule keine Wahlmöglichkeit bleibe. Viele Eltern wünschten aber den Unterricht in der Förderschule. Auch der CDU-Schulexperte Klaus Kaiser verlangte ein echtes Wahlrecht für Eltern. Kaiser bezeichnete es gestern als Teilerfolg, dass entgegen dem ersten Entwurf zumindest zahlreiche Förderschulen für Hören, Sehen und Kommunikation gesichert werden konnten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen