Mittwoch, 25. November 2015

Gute Noten für die Bildung

BERLIN. Es fühlt sich immer ein wenig wie Zeugnisausgabe an, wenn die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ihren Jahresbericht "Bildung auf einen Blick" abliefert. Die gestern vorgestellte Studie zu rund 150 Indikatoren schreibt Experten und Politikern eine Reihe wertvoller Erkenntnisse ins Klassenbuch. Deutschland kommt insgesamt gut weg. Vorschulbildung: Schon bei den Jüngsten beginnt die oft beschworene Chancengerechtigkeit. Die Bundesrepublik hat nach den Vergleichszahlen für über 30 OECD-Länder Fortschritte gemacht.
Knapp zwei von drei Zweijährigen (59 Prozent) nehmen Angebote der frühkindlichen Bildung wahr - viel mehr als im OECD-Durchschnitt (39 Prozent). Schon bei den Dreijährigen (92 Prozent), erst recht bei den Vier- und Fünfjährigen ist die Teilnahme quasi flächendeckend. Schüler-Lehrer-Quote: In der frühkindlichen Bildung in Deutschland betreut ein Erzieher im Schnitt fünf Kinder, in der Vorschulbildung zehn. Damit ist das Verhältnis günstiger als im OECD-Schnitt mit je 14 Kindern pro Erzieher/Lehrer. In den Grundschulen erreicht Deutschland mit 16 Schülern pro Lehrer eine Quote auf OECD-Niveau, im Sekundarbereich mit 13 Schülern je Lehrer ebenfalls. Schulabschluss: Das Bildungsniveau in Deutschland ist hoch. Fast neun von zehn jungen Menschen zwischen 25 und 34 Jahren (87 Prozent) haben mindestens einen weiterführenden Abschluss der Sekundarstufe II (Gymnasium, Berufsschule, Abendschule). Der OECD-Durchschnitt liegt bei 83 Prozent. In Deutschland haben nahezu 90 Prozent der Bevölkerung über mehrere Generationen hinweg wenigstens einen Sek-II-Abschluss erworben. Übergang in den Arbeitsmarkt: Wer die Schule hinter sich hat, rutscht in Deutschland vergleichsweise reibungslos in den Arbeitsmarkt. Das liege auch am "dualen System" aus betrieblicher Lehre und Berufsschule, hebt der OECD-Bericht hervor. So lag nach den Vergleichsdaten für 2014 die Quote der 20- bis 24-Jährigen, die weder in Arbeit noch in Aus- oder Weiterbildung waren, hierzulande bei niedrigen 10,1 Prozent. Im Durchschnitt von 33 OECD-Staaten waren es 17,9 Prozent, in Ländern wie Spanien (29,0) und Italien (34,8) blieben extrem viele junge Menschen auf der Strecke. Lob und Kritik: Bundesbildungsministerin Johanna Wanka und die Chefin der Kultusministerkonferenz der Länder, Brunhild Kurth (CDU), freuen sich: "Der OECD-Bericht bescheinigt Deutschland ein gut funktionierendes und leistungsfähiges Bildungssystem." Problematisch seien hohe Studienabbrecher-Quoten, so Wanka. Die Grünen-Opposition im Bundestag bemängelt, Deutschland spiele "weiterhin nicht in der internationalen Spitzengruppe mit", man sei "im OECD-Vergleich unterfinanziert und steht bei der Bildungsgerechtigkeit weltweit weit hinten". Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert Bund und Länder auf, "ihre Anstrengungen für ein qualitativ besseres und zukunftsfähiges Bildungssystem massiv zu steigern". (dpa)

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