Donnerstag, 26. November 2015

In den Hörsälen wird es eng

BERLIN. Der Boom bleibt ungebrochen: Exakt 2 759 267 Studenten sind in diesem Wintersemester an deutschen Hochschulen eingeschrieben - so viele wie nie zuvor. Die meisten Bildungspolitiker sehen die Entwicklung positiv. Manche meinen indes, dass es übertrieben wird mit der akademischen Bildung. Wie hat sich die Zahl der Studierenden in Deutschland entwickelt? Steil nach oben.
Vor 15 Jahren waren es knapp 1,8 Millionen, 2003 wurde erstmals die Zwei-Millionen-Schallmauer durchbrochen, dann stagnierte die Studentenzahl eine Zeit lang. Seit 2008 ging es in großen Schritten von gut zwei auf nun über 2,7 Millionen aufwärts. Und ein Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht. Zumal kurzfristig bis zu 50 000 studierwillige Flüchtlinge in den Unis ankommen werden, wie kürzlich die Friedrich-Ebert-Stiftung ermittelte.

Die Zahl der Erstsemester ging allerdings zum zweiten Mal in Folge zurück - woran liegt's? Durch doppelte Abiturjahrgänge in großen Bundesländern strömten Anfang des Jahrzehnts besonders viele Studienanfänger an die Hochschulen. Danach normalisierte sich dieser Run, so dass man nun von einer Stagnation auf hohem Niveau sprechen kann. Denn immer noch gut eine halbe Million Menschen (503 600) hat nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes im laufenden Jahr erstmals ein Studium begonnen - das Minus gegenüber dem Wintersemester 2014 fiel mit 0,2 Prozent marginal aus. Die gleichzeitig zunehmende Zahl ausländischer Studenten macht den kleinen Rückgang mehr als wett. 

Wie ist das Verhältnis zwischen Studierenden und Lehrlingen? Ausgewogen - und das besorgt nicht nur Unternehmer, die händeringend Lehrlinge suchen. Nach dem diesjährigen Berufsbildungsbericht ging die Zahl der Ausbildungsverträge erneut zurück, auf etwa 520 000. Damit war der Vorsprung gegenüber den Studienanfängern (gut 500 000) nur noch sehr gering. 

Stimmt der Einwand, dass ein Studium bei Job und Verdienst überbewertet wird? Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) und ihre Kollegen in den Ländern positionieren sich klar gegen solche Einschätzungen. Sie haben viele Experten auf ihrer Seite. Die OECD verweist auf aktuelle Zahlen, wonach der Anteil der Erwerbstätigen unter Hochqualifizierten - etwa mit Studienabschluss - bei überragenden 88 Prozent liege. Ein abgeschlossenes Studium ist demnach der zuverlässigste Schutz gegen Arbeitslosigkeit und ermöglicht ein gutes Gehalt, so das Fazit. 

Wie viele Studenten schaffen einen Abschluss? Das ist die Kehrseite der Medaille: viel zu viele Studienabbrecher. Nach Einschätzung des Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung scheitert jeder Dritte an Unis und jeder Vierte an Fachhochschulen. Besonders hoch liege die Abbrecherquote ausgerechnet in den am Arbeitsmarkt begehrten Technikfächern: etwa im Bauingenieurwesen mit 51 Prozent der Studenten, in Mathematik mit 47 Prozent. (dpa) 

WENIGER ERSTSEMESTER AN DER UNIVERSITÄT KÖLN 
An der Universität zu Köln nehmen dieses Wintersemester 5736 Erstsemester ihr Studium auf. Damit zählt die Uni Köln 48 403 Studierende und verzeichnet entgegen dem allgemeinen Trend 4,8 Prozent Neueinschreibungen weniger als im Wintersemester 2014/15, als 6021 Erstsemester hier ihr Studium begannen. An der Uni Bonn haben sich zum Wintersemester 2015/16 insgesamt 5149 Erstsemester eingeschrieben - 419 mehr als zum Wintersemester im Vorjahr. 35 613 Studenten sind an der Uni Bonn immatrikuliert. Die Alanus Hochschule aus Alfter hat aktuell rund 1400 Studenten, davon sind rund 430 Erstsemester, was wiederum 150 Erstsemester mehr sind als im Vorjahr. Die Zahl der Studenten hat sich seit der staatlichen Anerkennung im Jahr 2002 versiebenfacht. Die IUBH School of Business and Management verzeichnet am Campus Bad Honnef deutlichen Zuwachs. "An diesem Standort haben wir mit 306 Studenten zum Wintersemester so viele Einschreibungen wie nie zuvor", sagt Tim Kaltenborn, Leiter der Studienberatung. An der FH Bonn-Rhein-Sieg lernen knapp 7780 Studenten (2014: 7470 Studenten). Die FH für Rechtspflege in Bad Münstereifel hat derzeit 600 Studenten. 166 haben im August mit dem Studium begonnen. Die Fachhochschule Bund für öffentliche Verwaltung in Brühl zählt zum Wintersemester 530 neue Studenten. Der Campus Gummersbach ist inzwischen die größte Abteilung der Technischen Hochschule Köln. Am 1. Dezember 2014 waren hier 4500 Studenten eingeschrieben, derzeit sind es schon 5023 Studenten. Die Deutsche Sporthochschule Köln begrüßt zum Wintersemester 450 Studienanfänger, die Hochschule für Musik 202 und die Kunsthochschule für Medien 33 neue Studenten. An der Katholischen Hochschule NRW zu Köln haben sich 853 Studenten neu eingeschrieben. (EB)

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