Freitag, 19. August 2016

Von Lehrermangel bis Sitzenbleiber – wichtige Fakten zur Schullandschaft

Nordrhein-Westfalen - Erstmals seit Jahren steigen die Schülerzahlen in Nordrhein-Westfalen - die Einstellungschancen für Lehrer sind so gut wie lange nicht. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) präsentierte am Freitag in Düsseldorf die aktuelle Schulentwicklung.


Schüler 
Erstmals seit 2005 steigen die Schülerzahlen in NRW zum kommenden Schuljahr wieder an. Erwartet wird ein Zuwachs um 39 000 (1,6 Prozent) auf rund 2,6 Millionen. Ursache: die Zuwanderung. Der Anstieg umfasst beinahe alle Schulformen - bis auf die weiterhin stark schrumpfenden Hauptschulen (-13,3%), Realschulen (-4,7%) und Förderschulen (-3,8%)  

Grundschule 
Die 2751 Grundschulen freuen sich auf mehr als 155 000 I-Dötzchen - fast 7500 mehr als vor einem Jahr. Insgesamt stieg die Schülerzahl um 2,9 Prozent auf rund 638 000. Hauptschule Nur noch vier Prozent der Viertklässler werden an einer Hauptschule angemeldet. Das Aussterben dieser Schulform setzt sich rasant fort. Derzeit gibt es noch rund 400 - davon laufen allerdings 222 bereits absehbar aus. 2005 gab es noch 723 Hauptschulen in NRW.
  
Gymnasium 
Weiterhin die beliebteste Schulform - rund 41 Prozent aller Grundschulabgänger werden hier angemeldet.  

Gemeinsam lernen 
Seit dem Schuljahr 2010/11 hat sich die Zahl der Schulen, in denen Kinder länger gemeinsam lernen können, um 234 auf 457 mehr als verdoppelt. Zum neuen Schuljahr gehen 13 Gesamtschulen und fünf Sekundarschulen neu an den Start. 

Inklusion 
Rund 128 000 Schüler in NRW haben sonderpädagogischen Förderbedarf. Über 40 Prozent von ihnen besuchen inzwischen eine allgemeine Schule - im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von rund 4 Prozentpunkten. „Ein maßvoller, aber kontinuierlicher Anstieg“, meint die Schulministerin.  

Klassengröße 
Sie lag im Schuljahr 2015/16 im Durchschnitt zwischen 21 Schülern in der Hauptschule und etwa 28 Schülern in der Gesamtschule. Im vergangenen Schuljahr wurden 40 Eingangsklassen mit mehr als 29 Schülern gebildet - im Schuljahr 2011/12 waren es noch 199. 

Lehrermangel 
Der Lehrermarkt in NRW ist weitgehend leer gefegt. Derzeit sind noch etwa 1060 Stellen unbesetzt - darunter 420 an Grundschulen. Sie dürfen - befristet für ein Jahr - vorübergehend auch Lehrer einstellen, die eigentlich für die Sekundarstufe I ausgebildet sind. Außerdem sind Lehrer aufgerufen, nach Möglichkeit ihre Teilzeit aufzustocken, freiwillig später in den Ruhestand zu gehen oder als Pensionär Vertretungsunterricht zu übernehmen. Lehrer müssen sich allerdings auch darauf einstellen, vom Schulamt abgeordnet zu werden, um anderswo Unterrichtslücken zu stopfen. Derzeit haben junge Lehrer so hervorragende Einstellungschancen wie zuletzt zu Beginn der 80er Jahre. Doch Vorsicht: Der Bedarf wird voraussichtlich in etwa drei Jahren wieder sinken. Denn die Spitze der Lehrerpensionierungswelle ist überschritten und die Schülerzahlen werden voraussichtlich wieder sinken.  

Ganztag 
Im vergangenen Schuljahr hatten 91 Prozent der Grundschulen ein Ganztags-Angebot. Etwa 43 Prozent der Grundschüler nahmen an den zumeist freiwilligen Angeboten teil. In der Sekundarstufe I hatte über die Hälfte der Schulen ein Ganztagsangebot und knapp die Hälfte der Schüler nahm daran teil. 

Sitzenbleiber 
Die Quote der Wiederholer, die eine Ehrenrunde drehen müssen, liegt zwischen 0,4 an den acht Gemeinschaftsschulen des Landes und 6,0 an den Hauptschulen. Islam-Unterricht Im kommenden Jahr werden 200 Schulen Islam-Unterricht anbieten. 167 Lehrkräfte unterrichten über 16 000 Schüler. Insgesamt leben in NRW 364 000 Schüler muslimischen Glaubens. 

Zuwanderung 
Rund ein Drittel aller Schüler in NRW hat eine Zuwanderungsgeschichte - entweder wurden sie im Ausland geboren oder mindestens ein Elternteil ist ausländischer Herkunft. Als ausländische Schüler wurden Ende April 246 000 Kinder erfasst. 40 000 Kinder kamen im vergangenen Schuljahr als Flüchtlinge in die öffentlichen Schulen. Um den zusätzlichen Aufwand zu stemmen, wurden knapp 6000 neue Stellen geschaffen - für Lehrer und Schulpsychologen sowie in Integrationszentren und multiprofessionellen Teams.

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