Freitag, 16. September 2016

"Turbo-Abi": Rot-Grün ringt um Kurs

Düsseldorf. Im Dauerstreit um das "Turbo-Abitur" ist die rot-grüne Landesregierung acht Monate vor der Landtagswahl stark unter Druck geraten. Die NRW-SPD will sich beim Landesparteitag am 24. September in Bochum formal vom "Turbo-Abitur" in der bisherigen Form verabschieden. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) steht derweil massiv für ihren Vorschlag einer individuellen Schulzeit für alle in der Kritik. Die SPD-Parteispitze wird nach Informationen unserer Zeitung beim Parteitag einen Leitantrag abstimmen lassen, der einen klaren Auftrag zum Umbau des achtjährigen Gymnasiums (G8) für das Wahlprogramm 2017 vorsieht.
Kernpunkt soll die Wiedereinführung einer sechsjährigen Sekundarstufe I sein. Die Oberstufe soll zeitlich flexibilisiert werden, so dass Schüler je nach Leistungsvermögen das Abitur weiterhin nach zwölf oder erst nach 13 Schuljahren ablegen können. Die Jahrgangsstufe 10 würde eine Doppelfunktion bekommen - als letztes Jahr der Sekundarstufe I und als Orientierungsjahr für die Oberstufe. Das 10. Schuljahr soll wieder mit der Mittleren Reife abschließen, so dass die Durchlässigkeit zu Realschulen oder der Wechsel in eine Berufsausbildung erleichtert würden. Für die NRW-SPD bedeutet der Leitantrag einen Kurswechsel. Seit Regierungsübernahme 2010 war das umstrittene G8 von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) strukturell nicht in Frage gestellt worden. Es gab nur punktuelle Entlastungen bei Hausaufgaben und Lernstoff. Auch Löhrmann hatte bislang stets an G8 festgehalten. Ihren neuen Vorschlag einer flexiblen Schulzeit für alle bewertete die Landselternschaft für Gymnasien als sinnlosen Versuch, "die Schullandschaft komplett umzubauen".

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