Freitag, 13. Oktober 2017

Grundschüler haben sich seit 2011 im Schnitt deutlich verschlechtert

Deutschlands Viertklässler sind in den vergangenen fünf Jahren mit ihren Leistungen in Mathematik, Rechtschreibung und beim Zuhören zurückgefallen. Einzig beim Lesen konnten die getesteten Schüler das Niveau ihrer Vorgänger aus dem Jahr 2011 halten. Das sind die zentralen Ergebnisse der Studie IQB-Bildungstrends, die Wissenschaftler im Auftrag der Kultusministerkonferenz (KMK) zum zweiten Mal für Grundschüler erstellten. Für NRW ergibt sich ebenfalls kein erfreuliches Bild.
Demnach nahm von 2011 bis 2016 der Anteil von Kindern zu, die die Mindeststandards beim Zuhören im Fach Deutsch und jene in Mathematik nicht erreichten. Im bundesweiten Vergleich schafften die Viertklässler in NRW nur unterdurchschnittliche Ergebnisse beim Lesen und Rechnen, fast jeder fünfte Schüler blieb in Mathe hinter den geforderten Mindeststandards zurück. Nur die Viertklässler in den Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen schnitten noch schlechter ab. Bei der Rechtschreibung fielen die Unterschiede zwischen leistungsstarken und schwachen Schülern in NRW besonders deutlich aus: Während mit 24 Prozent fast jedes vierte Kind an den Mindestanforderungen scheiterte, schafften nur knapp fünf Prozent der Viertklässler den Optimalstandard. Insgesamt kann sich NRW damit in allen vier Kategorien nur im hinteren Mittelfeld einsortieren.
Deutsche Grundschüler im Bildungstrend KR-Grafik "Die Ergebnisse sind ernüchternd", sagte KMK-Präsidentin Susanne Eisenmann (CDU) bei der Vorstellung der Studie. "Die Ergebnisse zeigen einen bundesweiten Handlungsbedarf bei der Förderung in den Kernfächern Deutsch und Mathematik", betonte Eisenmann, die zugleich Kultusministerin in Baden-Württemberg ist. Studienautorin Petra Stanat wies jedoch darauf hin, dass sich seit der letzten Erhebung die Zusammensetzung der Schülerschaft drastisch geändert habe. So hätten mittlerweile 34 Prozent der knapp 30 000 getesteten Kinder einen Migrationshintergrund. 2011 traf das nur auf jedes vierte Kind zu. Der gestiegene Anteil sei vor allem auf im Land geborene Kinder zurückzuführen. "Wir haben die Schüler, die 2015 mit Fluchterfahrung ins System gekommen sind, überwiegend noch nicht drin", sagte Stanat. Erst nach einem Jahr würden Schüler in die Tests einbezogen. Sie erwarte aber dadurch keine starken Änderungen, denn bezogen auf eine Jahrgangsstufe seien es nicht so viele. Die Expertin gab gleichzeitig zu bedenken, dass der höhere Anteil an Zuwandererkindern keine Erklärung für die insgesamt schlechteren Leistungen sei. Die Trends gingen bei deutsch- und migrationsstämmigen Kindern in eine ähnliche Richtung, sagte Stanat. Bei Zuwandererkindern sei oft auch die soziale Schlechterstellung der Hauptgrund für mögliche Probleme. Deutlich wichtiger für die Leistungen der einzelnen Schüler sei das Bildungsniveau der Eltern und nicht deren Herkunft. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) kündigte Konsequenzen an. "Wir müssen einen Masterplan Grundschule erarbeiten", teilte sie in Düsseldorf mit. Der Rechtschreibunterricht an den Grundschulen solle verbindlicher werden. Die umstrittene Methode "Lesen durch Schreiben" werde begrenzt. Sie wolle zudem einen verbindlichen Grundwortschatz für die Grundschulen einführen. Außerdem solle es mehr Lehrerfortbildungen im Bereich Rechtschreibung geben, der Lehrplan Deutsch gehöre überarbeitet. "Wir müssen schon vom ersten Schuljahr an dafür sorgen, dass kein Kind abgehängt wird.

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