Donnerstag, 4. April 2024

„Ich hatte jeden Tag Angst vor dieser Schul-Hölle“

„Das hier war für mich die Hölle“
, sagt die 64-Jährige als sie zur Mittelschule Reichenbach blickt. Hier wollte die Frau, die einst Archäologie und Kunstgeschichte studiert hatte, eigentlich ihren großen Traum verwirklichen: Lehrerin werden, Kunst und Deutsch unterrichten und die letzten beiden Jahre vor der Rente etwas wirklich Sinnvolles tun. Monate später bleibt nur Verbitterung. 
Die in der Erwachsenenbildung erfahrene Geisteswissenschaftlerin trat ihren Dienst am 15. November an. Ihr erster Auftrag: Unterricht in einer sogenannten „DAZ“-Klasse („Deutsch als Zweitsprache“, d. Red.), in der vier 11- bis 14-jährige Schüler ohne Sprachkenntnisse saßen. Was folgte, waren Stunden voller Disziplinlosigkeit und Angst. „Die Jungs prügelten dauernd aufeinander ein. Wenn ich etwas in einem Heft zeigen wollte, schlugen sie mir sogar auf die Hände. Es war auch fehlender Respekt vor mir als Frau.“ Einer der Schüler, ein Junge aus Venezuela, habe in seiner Federmappe immer ein Teppichmesser bei sich getragen. Angeblich zur Selbstverteidigung gegen die Syrer, schildert die Lehrerin. 
„Ich musste jeden Tag vier Stunden in der DAZ-Klasse unterrichten. Nach zwei Stunden war ich erledigt. Ich bin nach dem Schultag nach Hause gekommen und war zu müde, um zu weinen.“ Bei Prügeleien bin ich irgendwann nicht mehr dazwischengegangen Hilfe von Kollegen habe sie nicht erfahren: „Ich wurde geopfert, war Kanonenfutter und hatte immer Angst, dass etwas Schlimmes passiert. Bei Prügeleien bin ich irgendwann nicht mehr dazwischengegangen. Aus Angst um meine Brille.“ Die Beschimpfungen, die auf sie einprasselten, habe sie zum Glück nicht verstehen können. 
Einer der Jungen, ein 13-Jähriger, sei noch nie in der Schule gewesen. „Er konnte gar nichts.“ Lenz weiter: „Die Kinder waren für mich psychisch auffällig, ich habe das auch der Schulleitung mitgeteilt.“ Die Beschwerden der Quereinsteigerin passten dem Schulamt offenbar nicht. Ihr Arbeitsverhältnis wurde vor dem Ende der Probezeit beendet. Gegenüber BILD wollte sich die Behörde nicht zu dem Fall äußern.

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