Mittwoch, 26. Februar 2025

Bildungswunder in Baden-Württemberg - wie man aus 6 Prozent 51 macht

Wer darf aufs Gymnasium und wer nicht? Über die Frage ist in Baden-Württemberg zuletzt viel gestritten worden. Nachdem der neue Leistungstest "Kompass 4" Schlimmes befürchten ließ, haben die Grundschulen offenbar der Wirklichkeit ein Schnippchen geschlagen. Nach Angaben des Kultusministeriums hat nun mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg (51 Prozent) von ihren Lehrkräften eine Empfehlung für das erweiterte Niveau erhalten, sie können also auf ein Gymnasium wechseln. 24 Prozent bekamen demnach eine Empfehlung für das mittlere Niveau, also die Realschule oder die Gemeinschaftsschule. Ein Viertel (25 Prozent) bekam eine Empfehlung für das grundlegende Niveau, also die Hauptschule. 
Die Zahlen stammen aus einer stichprobenartigen Erhebung, die das Kultusministerium wegen der Debatte über die Grundschulempfehlung in diesem Jahr durchgeführt hatte, um einen ersten Eindruck über die Ergebnisse zu bekommen. Dafür wurden einem Sprecher zufolge alle Schulen im Land angefragt, ein Großteil habe geantwortet. 

Bisher entschieden allein die Eltern 
Seit dem Jahr 2013 konnten allein die Eltern entscheiden, auf welche weiterführende Schule ihr Kind nach dem Ende der Grundschulzeit gehen soll. Für die derzeitigen Viertklässler wird die Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg nun aber wieder verbindlicher. Anstelle des reinen Elternwillens tritt ein Modell aus drei Komponenten: Lehrerempfehlung, Leistungstest und Elternwunsch. Stimmen zwei von drei überein, soll das den Ausschlag für die Entscheidung geben. Wollen die Eltern ihr Kind aufs Gymnasium schicken, obwohl das nicht die Empfehlung der Lehrer ist, muss das Kind künftig einen weiteren Test absolvieren. Verbindlich ist die Empfehlung allerdings nur für das Gymnasium. 
Um den Leistungstest »Kompass 4«, der in diesem Schuljahr zum ersten Mal durchgeführt wurde, gab es heftige Debatten. Eltern- und Lehrerverbände monierten, dass die Fragen deutlich zu schwer gewesen seien, vor allem in Mathematik. Nach Angaben des Kultusministeriums erreichen in Mathe nur sechs Prozent der Teilnehmer das Gymnasialniveau. 87 Prozent landeten auf dem grundlegenden Niveau, sieben Prozent auf dem mittleren. In Deutsch fiel der Test besser aus.

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