Donnerstag, 20. Februar 2025

Premiere in Berlin: Probeunterricht startet mit 2100 Schülern

Wer ohne Empfehlung aufs Gymnasium will, muss in Berlin seit diesem Jahr an einem Probeunterricht teilnehmen. Sechstklässler, die einen schlechteren Notendurchschnitt als 2,2 haben, aber trotzdem aufs Gymnasium wollen, müssen am Freitag, dem 21. Februar, wenn der Probeunterricht an zwölf Berliner Schulen erstmals stattfindet, ihre Eignung unter Beweis stellen. Aus der Bildungsverwaltung erfuhr die Berliner Morgenpost am Donnerstagnachmittag, dass sich insgesamt 2099 Schülerinnen und Schüler für den Probeunterricht angemeldet haben. 355 Lehrkräfte stehen demnach zur Durchführung des Probeunterrichts am Freitag bereit. 

Erster Probeunterricht in Berlin: „Besondere Herausforderung für alle Beteiligten“
Die Schüler müssen am Freitag, um 9 Uhr, in der für sie ausgewiesenen Schule erscheinen. Dort werden sie begrüßt, angeleitet und während der gesamten Dauer des Probeunterrichts begleitet. Neben Tests in Deutsch und Mathematik werden fächerübergreifenden Kompetenzen wie selbstständiges Arbeiten, Lösung von Problemen oder Teamfähigkeit überprüft. Schüler, die bestehen, durchlaufen anschließend das reguläre Aufnahmeverfahren der Gymnasien. „Zu bedenken ist, dass die Situation des Probeunterrichtes für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung darstellt“, heißt es in einem für diesen Tag erstellten Leitfaden aus der Bildungsverwaltung. Jeweils eine Lehrkraft aus einer Grundschule und eine Lehrkraft aus einem Gymnasium sollen gemeinsam eine Gruppe von bis zu 30 Schülerinnen und Schülern im Probeunterricht anleiten. 

Berlin: einmaliger Probeunterricht ersetzt Probejahr am Gymnasium 
Der Probeunterricht ersetzt ab 2025 das Probejahr an Berliner Gymnasien. Neu ist ab diesem Jahr auch, dass alle Sechstklässler ab einer Durchschnittsnote von 2,3 oder schlechter eine Empfehlung für eine Integrierte Sekundarschule oder Gemeinschaftsschule erhalten. Zuvor hatten die Schulen bei einem Schnitt von 2,3 bis 2,7 einen Ermessensspielraum, ob sie das Kind nicht doch fürs Gymnasium empfehlen. Dieser sei jedoch von verschiedenen Schulen unterschiedlich ausgelegt worden, hieß es aus der Bildungsverwaltung. Ziel der neuen Regelung ist nach Angaben der Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) unter anderem, Frust bei Schülerinnen und Schülern abzubauen. Denn die bisherige Regelung sah vor, dass Kinder mit einem eigentlich nicht ausreichenden Schnitt dennoch für ein Probejahr ein Gymnasium besuchen konnten. Nach diesem Jahr, indem die Kinder auch neue Freundinnen und Freunde gefunden haben, war dann aber wegen mangelnder Leistung für einige doch wieder Schluss. Nach Angaben der Senatorin bestanden zuletzt rund 37 Prozent der Jugendlichen das Probejahr am Gymnasium nicht. Verschärfte Bedingungen wegen BVG-Streik in Berlin Allerdings, das unterscheidet das Probejahr positiv vom neuen Modell des Probeunterrichts, kam nach der alten Regelung nicht alles auf die Leistung an nur einem Tag an. Der Druck für viele Schülerinnen und Schüler dürfte immens sein. Im kommenden Jahr ändert sich das Verfahren für den Übergang aufs Gymnasium in Berlin noch einmal leicht: Ab 2026 wird nicht mehr der Gesamtnotenschnitt, sondern die Leistung in den drei Kernfächern Deutsch, Mathe und der ersten Fremdsprache entscheidend sein, um die Leistung fürs Gymnasium festzustellen. 

Katharina Günther-Wünsch (CDU) betont vielfältige Wege zum Abitur in Berlin
«Unser Ziel ist es, die Bildungsqualität zu steigern», sagte Günther-Wünsch zu den geplanten Änderungen bei der Eignungsfeststellung. «Wer nicht ausreichend Lesen, Schreiben und Rechnen kann, der wird auch in anderen Fächern nicht erfolgreich sein können. Deshalb fokussieren wir uns auf die Basiskompetenzen.» Die Wahl der passenden Schule gestalte sich aufgrund der vielfältigen Berliner Schullandschaft oft als anspruchsvoll und erfordere sorgfältige Entscheidungen, ergänzte die Senatorin. „Ich möchte den Eltern und Schülerinnen und Schülern ans Herz legen, sich bewusst zu machen, dass es in Berlin viele verschiedene Wege gibt, das Abitur zu erreichen – und dass es nicht immer der Weg über das Gymnasium ab der 7. Klasse sein muss.“ Es gebe auch andere Schulformen wie Integrierte Sekundarschulen oder berufliche Schulen, die den Abiturabschluss ermöglichen. „Der Weg zum Abitur ist also viel vielfältiger, als viele vielleicht annehmen.“

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