Sonntag, 1. Juni 2025

Wie ein Abi-Phänomen die Abschlüsse der Gen Z entwertet: „Ansprüche sind stark gesunken“

Wie ein Abi-Phänomen die Abschlüsse der Gen Z entwertet: „Ansprüche sind stark gesunken“ Die Gen Z erzielt immer bessere Noten, doch ein Experte schlägt Alarm. Ist die schulische Leistung wirklich so gut, wie sie scheint? Ist die Gen Z faul? „Nein“, sagte Investor Carsten Maschmeyer jüngst im Interview mit der Frankfurter Rundschau: „Die Gen Z ist nicht faul“. Vielmehr, so Maschmeyer, „sind sie einfach anders und haben abweichende Prioritäten.“ Maschmeyer bezog seine Aussagen vor allem auf die Arbeitswelt. Wie aber sieht es in der Schule aus? 
Der langjährige Lehrerpräsident Josef Kraus sieht vor allem mit Blick aufs Gymnasium ein Phänomen, das die Leistungsbereitschaft der Gen Z nicht gerade fördere. Fakt ist: Deutsche Abiturienten erzielen immer bessere Noten, es gibt einen höher werdenden Anteil an Einserabituren; der Durchschnitt liegt bei 2,3. Also alles gut? Nein, kritisiert Kraus. Gute Noten seien nicht gleichbedeutend mit guten Schülern. Ex-Lehrerpräsident Kraus: „Zeugnisse sind ungedeckte Schecks“ „Schülern wird vorgegaukelt, dass sie mehr drauf hätten, als sie es wirklich haben“, sagt Kraus unserer Redaktion. 
Der Niederbayer war 30 Jahre lang Präsident des deutschen Lehrerverbands. Seine Beobachtung: „Die Ansprüche sind stark gesunken“ und „man kann nicht sagen, dass die Schüler einfach besser geworden sind“, so Kraus. „Weil die schulischen Ansprüche immer geringer werden und die Noten trotzdem immer besser, gewöhnen sie sich die Haltung an: Es geht alles ohne Anstrengung.“ „Zeugnisse sind damit zum Teil ungedeckte Schecks“, meint Kraus. Dass die Ansprüche gesunken sind, zeige sich auch in der Allgemeinbildung der Schüler. Kraus bemängelt zudem einen „unglaublichen geografischen und historischen Analphabetismus“ unter den Schülern. „Fragen Sie mal junge Menschen nach den Landeshauptstädten und Regierungen der Bundesländer. Sie werden von den Antworten schockiert sein.“
Die schlechte Allgemeinbildung liegt laut Kraus auch daran, dass sich die junge Generation nicht intensiv genug mit Themen auseinandersetzt. „Sie kennen Wirklichkeit überwiegend aus zweiter Hand und in Häppcheninformationen.“ Eine tiefere, ausdauernde Beschäftigung mit Themen sei selten: „Für eine intensivere, ausdauernde Beschäftigung mit Themen sind sie eher nicht zu haben. Sie lesen wenig bis nichts Umfassendes.“ Das wiederum habe Folgen: „Ihr Wortschatz verkümmert auf dem Niveau von X, Instagram und TikTok.“

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