Montag, 13. Januar 2014

In Oberstufe Pflicht, an Unis verboten - NRW: Streit um Grafik-Taschenrechner für den Mathematik-Unterricht

DÜSSELDORF. Tamara Genzler erfuhr auf einem Elternabend, dass eine größere Investition in den Mathe-Unterricht ihrer Tochter ansteht. Die 14-jährige Carla geht in die 9. Klasse des Düsseldorfer Marie-Curie-Gymnasiums und braucht spätestens zum neuen Schuljahr einen grafikfähigen Taschenrechner. Denn ein Runderlass des Schulministeriums sieht vor, dass mit Beginn des Schuljahrs 2014/15 jeder Schüler in NRW ab Klasse 10 einen solchen Taschenrechner besitzen muss. Ab 2017 sollen die Grafik-Taschenrechner auch im Zentralabitur an Gymnasien und Gesamtschulen zum Einsatz kommen. Von 2003 bis 2007 testete das Ministerium in 30 Pilotschulen den Einsatz der grafikfähigen Rechner. Der Vorsitzende des Philologenverbandes NRW, Peter Silbernagel, sieht genau darin die Gefahr: "Welcher Mehrwert kommt dabei herum, wenn Schüler in vielen Bereichen die Lösungen präsentiert bekommen, ohne den Weg zum Ergebnis zu erfahren? In der Mathematik ist gerade das Verständnis der Knackpunkt", sagt Mathelehrer Silbernagel. In Niedersachsen, Sachsen und Baden-Württemberg sind Grafik-Rechner schon länger Pflicht. In Baden-Württemberg sollen sie wieder abgeschafft werden. Nachvollziehbar, findet die NRW-Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Dorothea Schäfer: "Das ist eine Technologie, die längst überholt ist", sagt die 59-Jährige, ebenfalls Mathematiklehrerin. "Die Unis sagen, dass sie den Einsatz der Rechner bei Klausuren verbieten. Dann frage ich mich, ob das nur für die drei Jahre in der Oberstufe sinnvoll ist." Laut Professor Andreas Büchter von der Uni Köln gibt es "Apps für 2,99 Euro, die leistungsfähiger sind". (dpa)

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