Freitag, 22. Mai 2015

Die Klassen zu voll, die Pädagogen nicht geschult - LESERBRIEFE zum Thema "Inklusion in NRW"

Wieder wird die von Nordrhein-Westfalen praktizierte "Inklusion" als gemeinsames Lernen von "behinderten und nichtbehinderten" Schülern beschrieben. Das geht an der Sache vorbei.
"Behindert" ist zu allgemein und für Schule unbedeutend. Schwerbehinderte Schüler sind oft schulfähig - denn darum geht es. Das oft gezeigte Rollstuhlkind ist meist schulfähig, nämlich körperbehindert. Die Probleme verursachen nicht schulfähige Kinder. Die können nämlich in den vollen Klassen (Nordrhein-Westfalen hat die vollsten Klassen in Deutschland) nicht unterrichtet werden. Dass Nordrhein-Westfalen pro Kind von den Bundesländern am wenigsten investiert, macht die Lage noch schlimmer. Aber Frau Löhrmann tut dann gerne so, als fände bei uns vorbildliche Schulpolitik statt. Das Gegenteil ist leider der Fall: zu Lasten von Kindern, Eltern und Lehrkräften. Wie im Artikel beschrieben, zeigen sich in der Praxis genau die vorhergesagten Probleme. Fachleute für nicht schulfähige Kinder (Sonderpädagogen) sind nur selten in den Klassen. Klassen sind zu voll. Räume fehlen. Dass "normale" Lehrkräfte den nicht schulfähigen Kindern nicht helfen können, ist klar. Das muss man nämlich gelernt haben. Es ist auch in anderen Berufen üblich, sich zu spezialisieren. So kann auch die Hausärztin keine Herztransplantation durchführen - dafür muss es Experten geben. Frau Löhrmann zieht den Sparkurs, der die teuren Sonder-/Förderschulen einsparen soll, unbeirrt weiter durch. Dazu muss dann auch eine "UN-Resolution" herhalten, die den nicht schulfähigen Kindern eigentlich helfen soll, sie aber jetzt bloß in volle Klassen pfercht. Die Eltern der "normalen" Kinder reagieren bereits - sie werden die öffentlichen Schulen meiden und private oder kirchliche Schulen aufsuchen. Auch Schulen in Rheinland-Pfalz bieten sich an. Damit leistet Rot-Grün unseren öffentlichen Schulen einen Bärendienst. Die Lehrer dieser Schulen werden überlastet und "verheizt", damit das Land unter dem Mäntelchen, etwas "Gutes" zu tun, hemmungslos weiter an der Bildung sparen kann. Irgendwann werden die überforderten Lehrer ausfallen - und dann wird es noch schlimmer. Armes Nordrhein-Westfalen. 
Guido Bley

Die Inklusion von Kindern mit besonderen Bedürfnissen in den normalen Schulalltag gelingt nur, wenn genügend für diesen Bereich geschulte Pädagogen sich um diese Kinder bemühen und die Klassen klein gehalten werden können, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Da man diesen Anforderungen zu diesem Zeitpunkt offensichtlich in beiden Punkten nicht gerecht werden kann, muss dieses von der Grundidee her gute Modell zum Scheitern verurteilt sein. Erst wenn die Voraussetzungen für effektives Lernen für alle Schüler zufriedenstellend geschaffen wurden, ist die Verwirklichung der Inklusion gelungen. Von diesem Punkt sind wir - wie es scheint - noch weit entfernt. Solange sich die Vorstellung von Inklusion noch in den Kinderschuhen befindet, werden die Schüler mit besonderen Bedürfnissen wesentlich besser in Sonderschulen betreut, die die Voraussetzungen für individuelles Lernen erfüllen können. In Amerika wird jedem Kind im Bedarfsfalls sogar ein eigener Lehrer zugeteilt. Auch wenn wir dieses Traumziel nie erreichen werden, so gibt es bei diesem großen Wort "Inklusion" noch viel zu tun, bevor wir uns dessen rühmen können. Wir sind froh, dass unsere autistische Tochter eine Sonderschule besucht hat, wo sowohl die Schulleitung als auch die Lehrer dafür gesorgt haben, dass die Kinder ihren individuellen Defiziten gemäß unterrichtet wurden.
Edeltraud Sehrbrock

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