Dienstag, 19. Mai 2015

Inklusion überfordert die Lehrer

DÜSSELDORF. Immer mehr Lehrer in NRW sehen sich durch die schnelle Einführung des gemeinsamen Unterrichts von behinderten und nicht behinderten Schülern überfordert. Nach einer aktuellen Forsa-Umfrage kritisieren Pädagogen vor allem zu große Klassen, fehlende Sonderpädagogen und eine mangelnde Fortbildung.
Der Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft VBE, Udo Beckmann, fürchtet, dass die "Inklusion vor die Wand gefahren wird", weil Lehrer vom Dienstherrn einfach ins kalte Wasser geworfen würden. Die bundesweite Befragung bei 1003 Teilnehmern ergab, dass die Skepsis der Lehrer gegen die praktische Umsetzung der Inklusion in NRW noch gewachsen ist.
98 Prozent sprachen sich für eine Doppelbesetzung aus Lehrer und Sonderpädagoge im Unterricht aus. Selbst an der inklusiven Grundschule nimmt der Sonderpädagoge aber im Schnitt nur an drei bis vier Wochenstunden am Unterricht teil. 
65 Prozent der Lehrer gaben an, dass in der Regel nur eine Person in der inklusiven Klasse unterrichtet. Beckmann forderte die zusätzliche Einstellung von 7000 Sonderpädagogen, um zumindest in drei Viertel aller Inklusionsstunden eine Doppelbesetzung zu sichern. Durch eine Nachqualifizierung von Lehrern sei das möglich. 
Laut Umfrage verfügen 57 Prozent der Lehrer über keine sozialpädagogischen Kenntnisse. An fast jeder zweiten Inklusionsschule gibt es keine Räume für Kleingruppen. Aufgrund der schlechten Vorbereitung fordern 58 Prozent der Lehrer den Erhalt der Förder- und Sonderschulen. "Es ist höchste Zeit, dass Schulministerin Sylvia Löhrmann das Schönreden beendet und die reale Situation erkennt", sagte Beckmann. CDU-Schulexperte Klaus Kaiser kritisierte die "Inklusion mit der Brechstange". Behinderte und nicht behinderte Schüler würden darunter leiden, wenn für emotional und geistig behinderte Schüler kein hochwertiger Unterricht angeboten würde. Schulministerin Löhrmann (Grüne) sieht die NRW-Schulen dagegen bei der Umsetzung der Inklusion auf einem guten Weg.

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