Donnerstag, 17. März 2016

Darf man diesen Schülern das Zeugnis der Reife erteilen?

Leserbriefe Zu den Berichten über Abi-Krawalle an Kölner Schulen:

Die Herren und Damen Abiturienten überziehen erheblich die gültigen Verhaltensregeln in unserer Gesellschaft. Drogen, Waffen jeglicher Couleur und Glasflaschen als Wurfgeschosse sind an der Tagungsordnung, wenn sich bis zu 200 Abiturienten regelrechte Straßenschlachten liefern. Polizei ist auch hier wieder gefordert und plant für die kommenden Jahre präventive Anstrengungen, die zu Lasten der Gesellschaft fallen. Es sieht so aus, als läge ein Defizit an Erziehungsmaßnahmen in einigen Familien der Schüler, vielleicht sind auch dort in unserer Zeit alte Strukturen eingebrochen. Dann kommt sofort der Ruf nach Aufgaben der Schulen, die Erziehungsaufgaben aber auch nur marginal erfüllen können. Strafen fallen wieder einmal unter das Jugendstrafgesetzbuch, obwohl die erwachsenen Schüler schon Wahlrecht haben und ihre Entscheidung zum Studium selber in die Hand nehmen. Da wäre es sinnvoll, die straffällig gewordenen Schüler vom Abitur selbst auszuschließen. 
Dr. Fritz Haun


Es ist natürlich toll, wenn Schüler im Vorgriff auf das anstehende Abitur nochmals richtig feiern. Danach warten ja Ausbildung, Studium oder ein freiwilliges soziales Jahr auf die Abiturienten. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das heute anders ist als zu meiner Zeit. Damals hieß der Abschluss auch "Zeugnis der Reife". Haben die über die Stränge schlagenden Schüler überhaupt schon die "Reife"? Zugegeben, manchmal sind es Außenstehende, die nur einen Zweck verfolgen, die mit viel Aufwand geplanten Feiern zu stören. Nach Zeitungsberichten waren in Köln aber die Abiturienten selbst die Urheber der Gewalteskalation. Wenn man diese Unsitte des exzessiven Feierns eindämmen will, hilft nur eines: Den auffälligen und wohl teilweise straffälligen "jungen Erwachsenen" die Zulassung zum Abitur entziehen. Sie haben dann ein weiteres Jahr Zeit, über den Sinn einer ausufernden Abiturfeier nachzudenken. 
Dirk Ortmann 

Jetzt auch noch das; was ist eigentlich los in unserem Land? Respekt, Höflichkeit, Toleranz, Achtung fremden Eigentums sind nur einige Dinge, die eine Gesellschaft zusammenhalten. Dass diese Werte im normalen Leben oftmals nicht mehr gelebt werden, ist leider schon seit einigen Jahren zu beobachten, dass diese Werte jetzt aber vermehrt auch von Schülern nicht mehr praktiziert werden, ist äußerst bedenklich (etwa das Aufstehen im Bus, um älteren Menschen Platz zu machen). Wohin driftet unsere Gesellschaft? Wenn Eltern ihren Kindern - aus welchen Gründen auch immer - kein Schulbrot mehr schmieren, nur noch Geld für einen "Kaffee to Go" mitgeben, sie nachmittags schnell noch zum Reitunterricht fahren und abends vor dem Computer Gute Nacht sagen, was soll aus dieser Jugend werden? Wenn vor lauter Liberalität die Lehrer kein böses Wort zu den Schülern sagen dürfen, wenn es keine Noten mehr für Betragen oder soziales Verhalten gibt, weil es politisch nicht gewollt ist, dürfen wir uns nicht wundern. In den letzten Jahren ist zunehmend zu beobachten, dass Abi-Feiern außer Kontrolle geraten. Wird oder darf den Schülern eigentlich im Voraus nicht gesagt werden, dass alles friedlich und ohne Sachbeschädigung vonstatten zu gehen hat? Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber wenn es nicht anders geht, muss mit Wiederholung des Schuljahres oder, wie bei den extremen Verstößen an den Kölner Schulen jetzt, mit Verlassen der Schule gedroht werden. 
Christof Wolter 

Was ich in der Rundschau über das Verhalten der Gymnasialjugend lese, macht mich fassungslos. Ist die Lehrerschaft denn völlig hilflos? Aber vielleicht fängt das Versagen schon im Elternhaus an. Als ich noch für die co-education plädierte, versprach ich mir davon kultivierenden Einfluss auf übermütige Schüler. Aber heute scheint die Zügellosigkeit der Schüler auf die Schülerinnen übergegriffen zu haben. Ergebnis: nicht co-education, sondern no education. Ich hoffe sehr, dieser bleibt ein Einzelfall. Joachim Dorenbeck Nach den zahlreichen Gewalttaten von Abiturienten an Kölner Gymnasien fragt man sich, ob man den Schülern mit gutem Gewissen das "Zeugnis der Reife" erteilen sollte. Ein solches kriminelles Verhalten darf nicht ungestraft bleiben. Ich hoffe, dass alle zur Wiedergutmachung der Schäden herangezogen werden. 
Gabriele Bergmann 

Disziplinlos, verroht, unsozial und ohne Perspektiven - ist das das Bild der heutigen Jugend? Schneller als erwartet erreichen uns Nachrichten weiterer Eskalationen bei kriminellen Übergriffen in der Abiturienten-Szene. Was ist falsch an unserem System und bei denen, auf die wir unsere Hoffnungen für eine bessere Zukunft setzen, dass wir uns derer schämen müssen? Wenn unsere Jugend der Spiegel der Gesellschaft ist, so ist das Spiegelbild hoffnungslos verzerrt. Die Versuchungen der Jugend in heutiger Zeit sind groß und vielfältig. Aufgabe der Gesellschaft ist es, dafür Sorge zu tragen, dass rechtzeitig Grenzen und Konsequenzen aufgezeigt werden und dass Ideale in der Familie wiederzufinden sind. Das bedeutet Verantwortung und vor allem Geduld und Zeit, die oftmals nicht mehr oder in nicht genügendem Maße aufgewendet wird. 
Edeltraud Sehrbrock 

Kinder sind das Produkt ihrer Erziehung. In einer Gesellschaft, wo Kinder und Jugendliche sich selbst überlassen werden, weil beide Elternteile arbeiten müssen oder alleinerziehende zwei oder drei Jobs haben, um überhaupt über die Runden zu kommen, wo Städte und Gemeinden ihrer Verpflichtung, sich um diese Kinder und Jugendlichen zu kümmern nicht mehr nachkommen, ist doch gar nichts anderes zu erwarten. Aber nicht die Eltern oder Einrichtungen tragen dafür die Schuld, sondern unsere Politik, die kein Geld für Tageseinrichtungen, Erzieher oder Polizeipräsenz bereitstellt. Wie kann es sein, dass ganze Stadtteile sich selbst beziehungsweise jugendlichen Horden überlassen werden und unsere Politik eine Polizeidienststelle nach der anderen einspart? 
Rolf Zok

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