Mittwoch, 11. Dezember 2024

Schülervertretung und GEW berichten von Versagensängsten bei Viertklässlern

Weinende Kinder, Sorgentelefone: Viertklässler in Baden-Württemberg müssen für die verbindliche Grundschulempfehlung für das Gymnasium an neuen Tests teilnehmen. Der Landesschülerbeirat berichtet von »alarmierenden Zuständen«. 
Bereits nach den ersten Tests erreichten den Landesschülerbeirat von Baden-Württemberg nach eigenen Angaben »zahlreiche Berichte über alarmierende Zustände«: Grundschulkinder seien während der Tests in Tränen ausgebrochen, und Eltern und Lehrkräfte derart verzweifelt gewesen, dass Sorgentelefone eingerichtet worden seien. Auslöser für den Ärger ist die Wiedereinführung der verbindlichen Grundschulempfehlung fürs Gymnasium in Baden-Württemberg und der damit einhergehenden Tests. Joshua Meisel, Vorsitzender des Landesschülerbeirats, sagte in einer Pressemitteilung, »wir dürfen nicht zulassen, dass ein Klima der Versagensangst in unseren Grundschulen entsteht«
Zuvor hatte bereits die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Baden-Württemberg die neu eingeführten Leistungstests für Viertklässler als unnötig kritisiert. »Wir brauchen kein neues Grundschul-Abi, das Kinder und Eltern mit fragwürdigen Inhalten unnötig unter Druck setzt«, erklärte GEW-Landeschefin Monika Stein und forderte die Abschaffung. Der Test namens Kompass 4 demotiviere die Kinder und führe zu Versagensängsten. 
Zuvor hatte der Südwestrundfunk (SWR) darüber berichtet . Laut einer GEW-Umfrage halten zwei Drittel der befragten Grundschullehrerinnen und Lehrer die Tests für überflüssig und wenig sinnvoll. Teilgenommen haben 1131 Lehrkräfte, die auch GEW-Mitglieder sind. Lehrerinnen und Lehrer sagten laut GEW, die Testergebnisse stimmten überhaupt nicht mit ihrer Einschätzung der Kinder überein. »Was soll ein Test am Anfang der vierten Klasse mehr aussagen als drei Jahre und ein paar Monate Grundschule?« Große Kritik gab es etwa an den Matheaufgaben, die zu schwierig gewesen seien. Es habe zu wenig Zeit zum Bearbeiten gegeben, hieß es laut GEW von Lehrkräften. Zudem seien die Textaufgaben für Kinder mit Sprachdefiziten kaum zu bewältigen gewesen. 
Ein Sprecher des Kultusministeriums sagte dem SWR, »die Einstellung der GEW zur neuen Grundschulempfehlung und analog zum Instrument Kompass 4 ist bekannt. Das Meinungsbild ist insofern keine Überraschung«. Das Ministerium werde den gesamten Rücklauf aller Schulen abwarten und diese auswerten. 
Der Philologenverband und der Realschullehrerverband haben die Wiedereinführung der verbindlichen Grundschulempfehlung fürs Gymnasium hingegen begrüßt. Der Realschullehrerverband fordert darüber hinaus auch eine verbindliche Empfehlung für die Realschule. Hintergrund ist die Rückkehr der Gymnasien zu G9 und einem damit einhergehenden befürchteten Run auf die Schulform.

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