Die Opposition und der Philologenverband in Rheinland-Pfalz kritisieren, dass es künftig keine unangekündigten Tests und Überprüfungen der Hausaufgaben an den Schulen des Landes mehr geben soll. Zum Schuljahresbeginn verschickte das Bildungsministerium in Mainz an alle Schulen des Landes ein Rundschreiben, aus dem die Neuregelung hervorgeht. Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Jenny Groß, nannte den Vorstoß einen „Misstrauensbeweis für alle Lehrkräfte“. Sie wüssten am besten, wie moderne und zeitgemäße Prüfungsformate funktionierten. Groß kritisierte auch, dass es keine breite Debatte im Bildungsausschuss des Landtages und mit den Verbänden gegeben habe. Der Philologenverband sprach von einer „unausgegorenen Hauruck-Aktion“ des Ministers.
Bildungsminister Sven Teuber (SPD) kündigte den Vorstoß am Montag beim Besuch einer Grundschule in Mainz an. Er sagte: „Nicht weniger Leistung, sondern das Entfalten, Fördern und Entwickeln von Potenzialen zu Kompetenzen ist unser Ziel – nicht durch Druck, sondern durch gute Vorbereitungsmöglichkeiten“. Teuber nannte unangekündigte Überprüfungen der Hausaufgaben ein „Relikt aus den siebziger Jahren“. Die Abkehr davon sieht er im Einklang mit der Weiterentwicklung neuer Lern- und Prüfungsformate. So sollen im beginnenden Schuljahr 2025/2026 schriftliche und mündliche Hausaufgabenüberprüfungen bereits bei der Erteilung angekündigt werden. Unangekündigte Überprüfungen seien danach nicht mehr zulässig.
Förderwerkzeuge sollen Klassenarbeiten teilweise ersetzen
Teuber wurde im Mai Nachfolger von Stefanie Hubig (SPD), die als Justizministerin nach Berlin wechselte. Hubig, die neun Jahre das Bildungsministerium führte, reduzierte zuletzt die Zahl der Klassenarbeiten in den Fächern Deutsch und Mathematik in der dritten und vierten Klasse. Als Grund dafür wurde auch die Einführung von sogenannten Förder- und Diagnosewerkzeugen wie „Deutsch macht stark“ angeführt. Weitere digitale Programme sollen folgen, die einerseits zum Lernerfolg beitragen und ihn dokumentieren.
Die Abschaffung unangekündigter Tests wurde von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und dem Verband Bildung- und Erziehung (VBE) gelobt. Die GEW-Vorsitzende Christiane Herz erkannte darin ein „klares Signal für eine faire, transparente und lernförderliche Schule.“ Der VBE gab an, es werde dadurch Druck von den Schülern genommen.
Die Landesvorsitzende des Philologenverbandes, Cornelia Schwartz, kritisierte den Schritt hingegen als Einschränkung der pädagogischen Freiheit der Lehrer. Der frühere Lehrer Sven Teuber traue seinen ehemaligen Kollegen verantwortliches Handeln und pädagogisches Fingerspitzengefühl „offenbar nur sehr eingeschränkt zu“.
Die Abschaffung unangekündigter Tests steht auch in anderen Bundesländern zur Diskussion. Die Ministerien in Nordrhein-Westfalen und dem Saarland geben jedoch an, dass an den Überprüfungen nicht gerüttelt werden soll.
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