Freitag, 5. Dezember 2025

Lehrer-Problem an NRW-Schulen: Besonders dramatisch ist es im Ruhrgebiet

Dortmund – An NRW-Schulen fehlen Tausende Lehrkräfte. Die Landesregierung spricht von stabiler Personalausstattung und pumpt Milliarden in Förderprogramme. Doch es zeigt sich: Die Rechnung geht nicht überall in NRW auf. 

NRW-Schulen am Limit: Lehrer-Lücke im Ruhrgebiet am größten 
Am 1. Dezember 2025 klaffte zwischen den benötigten Lehrerstellen und denen, die tatsächlich da sind, eine große Lücke auf. Es fehlen rund 8.800 Lehrkräfte in NRW, das teilt die Landesregierung NRW am Dienstag (2. Dezember) mit. Fast jede zweite offene Stelle liegt davon allein im Ruhrgebiet (3.500 unbesetzte Stellen). Das Land NRW betont, notgedrungen bereits knapp 500 Lehrer aus anderen Regionen „abgeordnet“ zu haben. Das bedeutet, es arbeiten hunderte von Lehrern an Schulen, an denen sie eigentlich nicht angestellt sind. 

Lehrer-Problem in NRW: Welche Notmaßnahmen ergreift das Land? 
„Der Lehrkräftemangel ist nach wie vor die größte Herausforderung für viele unserer Schulen“, räumt Schulministerin Dorothee Feller (CDU) ein. „Mit allen regionalen, schulform- und fachspezifischen Unterschieden erfordert der Lehrkräftemangel vielschichtige Lösungsansätze.“ Und welche sind das konkret? Das Land NRW reagiert (laut eigenen Angaben) mit folgenden Maßnahmen:
  • 9.639 Abordnungen
  • Über 1.250 Pensionäre arbeiten freiwillig weiter 
  • Studienangebot durch mehr Studienplätze stärken 

NRW-Problem Lehrer: Milliarden fürs Ruhrgebiet – aber die Rechnung passt nicht 
Am deutlichsten ist das Problem im Ruhrgebiet. Daher setzt das Land hier auf ein ambitioniertes Programm. Mit dem Startchancen-Programm will es Schulen und Kinder in schwierigen Lagen stärken. Es fördert Kinder besonders beim Lesen, Schreiben, Rechnen und in sozialen Kompetenzen. Über zehn Jahre (bis 2036) fließen rund 2,3 Milliarden Euro vom Bund, das Land legt den gleichen Betrag nochmal obendrauf, wie aus dem öffentlich einsehbaren Startchancen-Plan hervorgeht. Das Geld verteilt sich auf drei Säulen in dem angepriesenen Startchancen-Programm: 
  • Investitionen in Gebäude und Ausstattung
  • Chancenbudget für Schulentwicklung
  • Zusätzliches Personal
Es solle dort wirken, wo die Probleme am größten sind. Doch gleichzeitig passiert etwas Merkwürdiges: Während das Land mit der einen Hand Milliarden verteilt, nimmt es mit der anderen Hand gezielt Stellen weg. Und zwar genau dort, wo die Startchancen-Schulen stehen, an den Brennpunkten. 

NRW-Maßnahmen für Lehrer-Problem widersprüchlich: Sozialindex halbiert 
Um zu verstehen, was hier passiert, muss man den Sozialindex kennen. Der Sozialindex soll eigentlich für soziale Gerechtigkeit sorgen. Er ordnet Schulen nach einer Skala von 1 bis 9 ein. Je höher die Stufe, desto mehr zusätzliche Lehrkräfte. Schulen der höchsten Stufe 9 erhielten bisher 20 Prozent mehr Lehrkräfte. Jetzt plant die Landesregierung eine drastische Änderung, versteckt im dicken Haushaltsentwurf 2026. Die Zuschläge halbieren sich plötzlich. Stufe 9 sinkt von 20 auf 10 Prozent und so weiter. Gleichzeitig weitet das Ministerium die Zahl der Stufe-9-Schulen massiv aus (von bisher 8 auf 210). Insgesamt gibt es zwar mehr Lehrerstellen für die Index-Schulen. Doch, wenn mehr Schulen zur höchsten Kategorie gehören, kommt pro Schule deutlich weniger an. 
Der Haken: Das Land gewährt Bestandsschutz. Bestehende Brennpunktschulen behalten ihre alten Zuschläge, neu hochgestufte fallen auf die halbierten Zuschläge zurück. Zwei Schulen mit identischen Problemen erhalten somit künftig unterschiedliche Unterstützungen. Im Ruhrgebiet, wo viele Schulen sozial stark belastet sind, trifft der Personalmangel auf diese ausgedünnten Zuschläge. 

NRW-Schulpolitik in der Kritik: Widerspruch und Erschöpfung vor Ort
Eine aktuelle Forsa-Umfrage des Verbandes für Bildung und Erziehung (VBE) zeigt, dass jede fünfte Schulleitung die hohe Arbeitsbelastung und Zeitmangel als gravierende Zusatzprobleme sieht. 80 Prozent der befragten Schulleitungen in NRW sind mit der Landesschulpolitik unzufrieden. Im Ruhrgebiet zeigt sich abermals der Widerspruch. Das Land wirbt mit Milliarden-Förderprogrammen für Brennpunktschulen, ordnet massenhaft Lehrkräfte ab, um Lücken zu stopfen und halbiert gleichzeitig die Zuschläge beim Sozialindex. Es geht längst nicht mehr nur um Zahlen, sondern darum, wie das Land seine Mittel grundsätzlich verteilt. Und ob diese Verteilung dort ankommt, wo sie am dringendsten gebraucht wird.

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