Viele Lehrkräfte an Berliner Schulen fühlen sich überlastet und sind frustriert über ihre Arbeitsbedingungen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Göttingen. Einen Teil der Ergebnisse hat die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Berlin vorgestellt. Die Studie basiert unter anderem auf einer Online-Umfrage, an der 2.385 Lehrerinnen und Lehrer in Berlin teilgenommen haben.
Demnach sieht ein großer Teil der befragten Lehrkräfte ihre Berufsentscheidung kritisch. Auf die Frage, ob sie den Lehrerberuf heutzutage noch einmal ergreifen würden, antwortete fast die Hälfte (46 Prozent): „Nein, ich würde mich nicht wieder dafür entscheiden.“ Weitere 41 Prozent sagten, sie seien sich nicht sicher, ob sie das tun würden. Nur eine deutliche Minderheit (13 Prozent) antwortete „Ja, sicher“.
Viele Lehrer würden ihren Beruf nicht weiterempfehlen
Und 20 Prozent sagten, sie würden den Beruf weiterempfehlen. Mit 35 Prozent sagten deutlich mehr Befragte, sie würden dies nicht tun. Fast die Hälfte (45 Prozent) war unentschieden, ob sie den Beruf weiterempfehlen würde. Diese Ergebnisse nannte Frank Mußmann, Leiter der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften an der Universität Göttingen, „alarmierend“, vor allem auch deshalb, weil es ja darum gehe, weitere Lehrkräfte zu gewinnen.
„Die derzeitigen Arbeitsbedingungen im Berliner Schuldienst sind wenig attraktiv“, erläuterte Mußmann weiter. „Dies dürfte ein wichtiger Grund des aktuellen Lehrkräftemangels sein.“ Vor allem auf die hohe Arbeitsbelastung weisen die Lehrerinnen und Lehrer in der Studie hin. 90 Prozent der Lehrkräfte stünden demnach oft unter starkem Zeitdruck, 88 Prozent arbeiteten regelmäßig am Wochenende. „Lehrkräfte erleben eine starke Entgrenzung ihrer Arbeitszeit“, sagte die Berliner GEW-Vorsitzende Martina Regulin. „Ohne verbindliche Erfassung werden sich Arbeitsverdichtung, Erschöpfung und Berufsausstiege weiter zuspitzen.“
Mehr Stellen für andere Berufsgruppen in Schulen
Die GEW fordert von der Bildungsverwaltung deshalb weitere Stellen für andere Berufsgruppen wie Sozialarbeiter an den Berliner Schulen. Hier sei wichtig, dass dadurch nicht die Lehrkräfte ersetzt würden, sondern die anderen Professionen „als zusätzliche Regelausstattung bereitgestellt werden“, so Lydia Puschnerus, Leiterin des Vorstandsbereichs Schule bei der GEW Berlin und Lehrerin am Robert Blum Gymnasium in Schöneberg. „Mit der neuen Zumessung und den Kürzungen zum Beispiel im Bereich der Schulsozialarbeit passiert gerade das Gegenteil. Dies wird die Belastungen noch verstärken.“ Sinnvoll sei außerdem, Lehrkräfte zu entlasten, indem Aufgaben zum Beispiel an IT-Fachkräfte oder die Schulassistenz übertragen würden.
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