Montag, 29. September 2025

„Hasse es“: Neue Lehrerin will nach drei Wochen aufgeben

Berlin
– „Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich das so sehr hassen würde.“ Das schreibt eine Reddit-Nutzerin, die von ihrer Erfahrung als neuer Lehrerin berichtet. Eigentlich habe sie sich auf den Arbeitsalltag gefreut – doch nun sei sie schon ernüchtert. „Ich wollte immer schon Lehrerin werden und bis zu diesem Schuljahr habe ich auch alles daran geliebt“, schreibt sie im Online-Forum. Ihre Ausbildung und ihre bisherigen Praktika seien „wunderbar“ gewesen. Seit sie eine eigene Klasse hat, sei aber alles anders – „ich fühle mich total erschlagen“. Sie habe sogar Panikattacken und weine „jeden Tag“. 
„Ich wurde weniger als eine Woche vor Schulstart eingestellt und habe von der Schulleitung praktisch keine Hilfe bekommen“, heißt es weiter. Eine große Herausforderung für die Lehrerin: „Ich kämpfe wirklich damit, meine Schüler zu mögen – aber ich habe einfach keine Verbindung zu diesen Kindern.“ Sie seien „respektlos, hören nie zu, sind fies zueinander und haben keine Problemlösefähigkeiten.“ Nach drei Wochen fühle sich die Lehrerin bereits „ausgebrannt“ und „verbittert“. 

Lehrer: Arbeit in der Schule ist „extrem herausfordernd“ 
Damit steht sie nicht allein da, denn in den Kommentaren schreiben weitere Nutzerinnen und Nutzer, dass sie ihre Arbeit an der Schule als „extrem herausfordernd“ empfinden und dass sie sich teilweise fühlten, als würden sie „in den Krieg ziehen und verlieren“. In diese Richtung weist auch das TikTok-Video einer jungen Lehrerin, die beklagt, dass Kinder durch intensive Mediennutzung immer schlechtere Lese- und Rechtschreibfähigkeiten hätten. „Technologie ruiniert unsere Bildung“, sagt die US-amerikanische Lehrerin Hannah Maria in dem Video, das mittlerweile privat ist. Die Aufmerksamkeitsspanne nehme immer weiter ab, viele Kinder könnten kaum noch stillsitzen. Hannah Maria habe das Gefühl, den Kindern sei alles egal und dass sie nichts in der Welt bewirken wollen würden. 
Auch die Lehrerin auf Reddit schreibt, dass die Kinder in ihrer Klasse absolut kein Interesse an der Schule hätten. Wie ist die Situation in Deutschland? Hierzulande haben Schülerinnen und Schüler in der letzten PISA-Studie unter anderem in Mathematik und den Naturwissenschaften schlechter abgeschnitten. Ob diese Ergebnisse tatsächlich mit der Nutzung digitaler Medien zusammenhängen, sei allerdings unklar, sagt Simone Fleischmann, Lehrerin und Vorsitzende des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands, BuzzFeed News Deutschland von Ippen.Media. „Wir sehen unreflektierte Digitalisierungsmaßnahmen und eine gedankenlose Nutzung digitaler Tools durchaus kritisch – ebenso wie populistische Pauschalverurteilungen digitaler Medien im Unterricht“. 

Umfragen zeigen: Lehrer sind vor allem von Schülern gestresst
Verschiedene Studien und Umfragen belegen, dass Lehrkräfte in Deutschland unter starkem Stress stehen. Laut dem Deutschen Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung aus dem Jahr 2024 fühlt sich mehr als ein Drittel der Lehrkräfte mehrmals pro Woche erschöpft. Besonders betroffen sind jüngere und weibliche Lehrkräfte sowie Grundschullehrerinnen und -lehrer. Zudem würde ein Viertel der befragten Lehrkräfte den Schuldienst verlassen, wenn sie die Möglichkeit hätten. Als größte Belastung nennen sie das Verhalten der Schülerinnen und Schüler – dazu zählen das allgemeine Sozialverhalten, mangelnde Motivation und Lernwille sowie Konzentrationsprobleme. Trotz all dem gibt es ermutigende Stimmen, die der Lehrerin zum Durchhalten raten: „Der Einstieg ist hart, und was du beschreibst, ist ziemlich typisch – was nicht heißt, dass es okay ist. Du solltest dir einen Mentor suchen, der die gleiche Jahrgangsstufe unterrichtet“, heißt es in einem Reddit-Kommentar. Viele erinnern daran, dass zu Beginn des Berufslebens oft improvisiert wird – „ich habe erst nach drei oder vier Jahren meinen Rhythmus gefunden.“ (Quellen: Reddit, Auskunft von Experten, Deutsches Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung, eigene Recherche)

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