Berlin – Auch im Bildungssystem gibt es ein großes Migrationsproblem. Zu diesem Ergebnis kommen die Malteser in ihrem Migrationsreport (116 Seiten), der BILD exklusiv vorliegt. Autor ist der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler Prof. Lars Feld (59, Walter-Eucken-Institut). Das sind die wichtigsten Resultate des Berichts:
Die Ergebnisse
► Das Thema ist wichtig: Kinder mit Migrationshintergrund machen mehr als ein Drittel der Schüler in Deutschland aus.
► Migrantenkinder schaffen seltener einen Schulabschluss: 74 Prozent der Menschen (ab 15 Jahren) ohne Schulabschluss hatten 2023 eine Einwanderungsgeschichte. Heißt: Damit sind sie deutlich überrepräsentiert. 2024 hatte etwa jeder vierte Mensch in Deutschland eine Einwanderungsgeschichte (sprich: Selbst eingewandert oder beide Eltern eingewandert).
► Die Misere setzt sich bei der Berufsausbildung fort: Fast die Hälfte der Bevölkerung ohne beruflichen Bildungsabschluss hatte im Jahr 2023 einen Migrationshintergrund.
► Zwischen Schülern mit und ohne Migrationshintergrund bestehen Kompetenz-Unterschiede. Kinder mit Migrationshintergrund schneiden bei standardisierten Leistungstests schlechter ab als Kinder ohne Migrationshintergrund.
Prof. Feld ergänzt gegenüber BILD: „Im Vergleich zu ihren Altersgenossen ohne Einwanderungsgeschichte erzielen Kinder mit Einwanderungsgeschichte in Mathematik und Naturwissenschaften schlechtere Ergebnisse. Das darf nicht sein. Wenn wir in diesem Bereich der Sozial- und Bildungspolitik nicht erfolgreich ansetzen, lassen wir ein enormes Potenzial für unser Land einfach brachliegen.“
Die Ursachen
► Viele Migrantenkinder sprechen zu Hause kein Deutsch. Die deutsche Sprachkompetenz ist ein entscheidender Faktor für den Bildungsweg von Kindern. Im Jahr 2024 sprachen 14 Prozent der Kinder in öffentlich geförderter Kindertagespflege und in der Familie kein Deutsch. Besser wäre es, wenn in Kindergärten Deutsch Umgangssprache wäre.
► Migrantenkinder gehen seltener in den Kindergarten. Zwischen den Betreuungsquoten von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund bestehen große Unterschiede. Unter den drei- bis sechsjährigen Kindern mit Migrationshintergrund lag die bundesweite Betreuungsquote im Jahr 2023 bei 77 Prozent. Unter gleichaltrigen Kindern ohne Migrationshintergrund lag sie bei 99 Prozent.
Der Geschäftsführer der Malteser Werke, Sebastian Schilgen (61), stellt fest: „Wer in Deutschland ohne Schul- oder Berufsabschluss bleibt, hat überdurchschnittlich oft eine Einwanderungsgeschichte. Das darf uns nicht ruhen lassen. Wir brauchen bessere Bildungs- und Qualifizierungsangebote, damit Herkunft nicht über Lebenschancen entscheidet.“
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