GÜTERSLOH. Nordrhein-Westfalen ist beim Ausbau der Ganztagsschulen im
Westen Spitze, aber längst nicht alle Angebote werden auch genutzt. Das
geht aus zwei Studien hervor, die die Bertelsmann Stiftung am Dienstag
vorgestellt hat. Im Schuljahr 2010/11 machten demnach zwei Drittel (66,1
Prozent) der NRW-Schulen Ganztagsangebote (Vorjahr: 63,9 Prozent). Im
Bundesdurchschnitt war es nur die Hälfte der Schulen (51,1 Prozent).
Aber nicht einmal jeder dritte Schüler in NRW nutzte diese
Ganztagsangebote. Warum das so ist, sagt die Studie aber nicht.
Der Anteil der nordrhein-westfälischen Schüler, die die offenen und
verpflichtenden Ganztagsangebote wahrnahmen, liegt nur vergleichsweise
knapp über dem bundesweiten Mittelwert. In NRW stieg der Wert von 27,8
auf 30,7 Prozent, bundesweit liegt er aktuell bei 28,1 Prozent.
Beim verpflichtenden, dem sogenannten gebundenen Ganztag, ist
Nordrhein-Westfalen in der Spitzengruppe der Bundesländer. Jeder fünfte
Schüler (20,0 Prozent) zwischen Rhein und Weser besuchte im Schuljahr
2010/11 eine gebundene Ganztagsschule (bundesweit: 12,7 Prozent). Wenn
NRW alle Schulen auf den gebundenen Ganztag umstellen würde, müsste das
Land jährlich mehr als zwei Milliarden Euro investieren, hat der Essener
Bildungsforscher Professor Klaus Klemm für die Bertelsmann Stiftung
berechnet.
Qualitativ sehen die Studien bundesweit Nachholbedarf bei den
Ganztagsangeboten. Auch zehn Jahre nachdem der verstärkte Ausbau des
Ganztags mit Bundesmitteln begann, fehle es an übergreifenden Konzepten
und Qualitätsstandards. Der bisherige Ausbau mit seinen vielen
unterschiedlichen Organisationsformen des Schulalltags sei „eine Reise
in die Zukunft ohne klares Ziel“, kritisiert die für die Bertelsmann
Stiftung erstellte Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI).
„Die gebundene Ganztagsschule bietet gegenüber der offenen
Ganztagsschule die besseren Rahmenbedingungen, um jedes Kind individuell
zu fördern“, sagte Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Stiftung. Ein
Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz könnte dem quantitativen und
qualitativen Ausbau den nötigen Nachdruck verleihen. (dpa
Quelle: Kölner Rundschau
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