Dienstag, 5. Juni 2012

Ganztagsschulen in NRW - Starkes Angebot, schwache Nutzung

GÜTERSLOH. Nordrhein-Westfalen ist beim Ausbau der Ganztagsschulen im Westen Spitze, aber längst nicht alle Angebote werden auch genutzt. Das geht aus zwei Studien hervor, die die Bertelsmann Stiftung am Dienstag vorgestellt hat. Im Schuljahr 2010/11 machten demnach zwei Drittel (66,1 Prozent) der NRW-Schulen Ganztagsangebote (Vorjahr: 63,9 Prozent). Im Bundesdurchschnitt war es nur die Hälfte der Schulen (51,1 Prozent). Aber nicht einmal jeder dritte Schüler in NRW nutzte diese Ganztagsangebote. Warum das so ist, sagt die Studie aber nicht.

Der Anteil der nordrhein-westfälischen Schüler, die die offenen und verpflichtenden Ganztagsangebote wahrnahmen, liegt nur vergleichsweise knapp über dem bundesweiten Mittelwert. In NRW stieg der Wert von 27,8 auf 30,7 Prozent, bundesweit liegt er aktuell bei 28,1 Prozent.
Beim verpflichtenden, dem sogenannten gebundenen Ganztag, ist Nordrhein-Westfalen in der Spitzengruppe der Bundesländer. Jeder fünfte Schüler (20,0 Prozent) zwischen Rhein und Weser besuchte im Schuljahr 2010/11 eine gebundene Ganztagsschule (bundesweit: 12,7 Prozent). Wenn NRW alle Schulen auf den gebundenen Ganztag umstellen würde, müsste das Land jährlich mehr als zwei Milliarden Euro investieren, hat der Essener Bildungsforscher Professor Klaus Klemm für die Bertelsmann Stiftung berechnet.
Qualitativ sehen die Studien bundesweit Nachholbedarf bei den Ganztagsangeboten. Auch zehn Jahre nachdem der verstärkte Ausbau des Ganztags mit Bundesmitteln begann, fehle es an übergreifenden Konzepten und Qualitätsstandards. Der bisherige Ausbau mit seinen vielen unterschiedlichen Organisationsformen des Schulalltags sei „eine Reise in die Zukunft ohne klares Ziel“, kritisiert die für die Bertelsmann Stiftung erstellte Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI).
„Die gebundene Ganztagsschule bietet gegenüber der offenen Ganztagsschule die besseren Rahmenbedingungen, um jedes Kind individuell zu fördern“, sagte Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Stiftung. Ein Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz könnte dem quantitativen und qualitativen Ausbau den nötigen Nachdruck verleihen. (dpa

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