Dienstag, 5. Juni 2012

Lehrer fühlen sich schlecht auf Deutsch-Probleme vorbereitet

KÖLN. Die kulturelle Vielfalt in deutschen Klassenzimmern wächst. Im Schnitt sprechen 30 Prozent der Schüler eine andere Erstsprache als Deutsch. 71 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer unterrichten Schüler mit Sprachförderbedarf, aber 66 Prozent fühlen sich durch ihr Studium nicht ausreichend auf heterogene Klassen vorbereitet.
Im Schnitt hat jeder fünfte Schüler Sprachförderbedarf. 68 Prozent der Lehrer sagen, dass Sprachförderung nicht Teil ihrer universitären Ausbildung ist, 17 Prozent haben an Fortbildungsmaßnahmen teilgenommen. Nur acht Prozent fühlen sich gut bis sehr gut auf die Herausforderungen vorbereitet. Über 40 Prozent geben an, dass sie nicht aktiv Sprech- und Lesekompetenzen verbessern, weil sie sich nicht dafür qualifiziert fühlen.
Das sind einige der Ergebnisse einer von "Ipsos" durchgeführten Studie, die das neue Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Kölner Universität gestern bei der Institutseröffnung vorstellte. Erstmals wurden bundesweit Lehrer zu dem Thema befragt. Das einzigartige Kölner Institut der Mercator-Stiftung zählt sechs Mitarbeiter und wird mit 13 Millionen Euro bis 2016 gefördert. Mercator-Stiftungsgeschäftsführer. Bernhard Lorentz, Uni-Rektor Axel Freimuth, Instituts-Direktor Michael Becker-Mrotzek sowie Ties Rabe als Präsident der Kultusministerkonferenz stellten die Offensive für eine besser im Unterricht verankerte Sprachförderung und Lehrerausbildung vor.
Rabe sagte, dass mit einem insgesamt dreistelligen Millionenbetrag zwar sehr viel Geld von den Bundesländern aufgewendet werde, um Bildungsbenachteiligung abzubauen. Aber die Methoden seien teils nicht effektiv. "Es ist an der Zeit, die vielen Maßnahmen zu bündeln und zu sichten, weitere Schritte zu gehen." Bisher sei in der universitären Lehrerausbildung die Teilnahme an speziellen Seminaren nur in Nordrhein-Westfalen und Berlin verpflichtend.
Als "guten Tag für die Bildung" bezeichnet Lorentz die Institutseröffnung. Zu den Zielen gehört, in weiteren Bundesländern die Sprachförderung verpflichtend zu verankern und mehr qualifiziertes Personal auszubilden. Lehrer müssten besser lernen, mit kultureller Vielfalt umzugehen. Das Institut will eng mit Politik, Hochschulen und Verwaltung zusammenarbeiten. Freimuth unterstrich, dass die Kölner Uni mit rund 10 000 Studierenden die Lehrerausbildung bereits an den neuen Anforderungen ausgerichtet habe. Das Institut, ein "Meilenstein", füge sich ideal ins Konzept.

Quelle: Kölner Rundschau

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