KÖLN. Die kulturelle Vielfalt in deutschen
Klassenzimmern wächst. Im Schnitt sprechen 30 Prozent der Schüler eine
andere Erstsprache als Deutsch. 71 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer unterrichten
Schüler mit Sprachförderbedarf, aber 66 Prozent fühlen sich durch ihr
Studium nicht ausreichend auf heterogene Klassen vorbereitet.
Im Schnitt
hat jeder fünfte Schüler Sprachförderbedarf. 68 Prozent der Lehrer
sagen, dass Sprachförderung nicht Teil ihrer universitären Ausbildung
ist, 17 Prozent haben an Fortbildungsmaßnahmen teilgenommen. Nur acht
Prozent fühlen sich gut bis sehr gut auf die Herausforderungen
vorbereitet. Über 40 Prozent geben an, dass sie nicht aktiv Sprech- und
Lesekompetenzen verbessern, weil sie sich nicht dafür qualifiziert
fühlen.
Das sind einige der Ergebnisse einer von "Ipsos"
durchgeführten Studie, die das neue Mercator-Institut für
Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Kölner Universität
gestern bei der Institutseröffnung vorstellte. Erstmals wurden
bundesweit Lehrer zu dem Thema befragt. Das einzigartige Kölner Institut
der Mercator-Stiftung zählt sechs Mitarbeiter und wird mit 13 Millionen
Euro bis 2016 gefördert. Mercator-Stiftungsgeschäftsführer. Bernhard
Lorentz, Uni-Rektor Axel Freimuth, Instituts-Direktor Michael
Becker-Mrotzek sowie Ties Rabe als Präsident der Kultusministerkonferenz
stellten die Offensive für eine besser im Unterricht verankerte
Sprachförderung und Lehrerausbildung vor.
Rabe sagte, dass mit einem insgesamt dreistelligen
Millionenbetrag zwar sehr viel Geld von den Bundesländern aufgewendet
werde, um Bildungsbenachteiligung abzubauen. Aber die Methoden seien
teils nicht effektiv. "Es ist an der Zeit, die vielen Maßnahmen zu
bündeln und zu sichten, weitere Schritte zu gehen." Bisher sei in der
universitären Lehrerausbildung die Teilnahme an speziellen Seminaren nur
in Nordrhein-Westfalen und Berlin verpflichtend.
Als "guten Tag für die Bildung" bezeichnet Lorentz
die Institutseröffnung. Zu den Zielen gehört, in weiteren Bundesländern
die Sprachförderung verpflichtend zu verankern und mehr qualifiziertes
Personal auszubilden. Lehrer müssten besser lernen, mit kultureller
Vielfalt umzugehen. Das Institut will eng mit Politik, Hochschulen und
Verwaltung zusammenarbeiten. Freimuth unterstrich, dass die Kölner Uni
mit rund 10 000 Studierenden die Lehrerausbildung bereits an den neuen
Anforderungen ausgerichtet habe. Das Institut, ein "Meilenstein", füge
sich ideal ins Konzept.
Quelle: Kölner Rundschau
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